Das Geheimnis
der Regenmacher




Auszug aus dem Buch "Verlorene Geheimnisse des Betens"

von Gregg Braden:

Den Regen bitten

In den hohen Wüsten von New Mexico gibt es oft lange Zeiten extremer Dürre.

Eines Tages lud mich mein indianischer Freund David ein, ihn zu einem alten Kreis zu begleiten, wo er "den Regen bitten" wollte.

Wir trafen uns an einem veinbarten Ort, und danach ging ich mit ihm in den frühen Morgenstunden durch ein etwa 45.000 Hektar großes Salbeital.

Nach einem ungefähr zweistündigen Fußmarsch gelangten wir an einen Ort, an dem David bereits oft gewesen war.

Es handelt sich um einen Kreis, der durch Steine abgetrennt war. Die Steine waren in Form geometrischef Linien und Pfeile angeordnet.

Was hat es damit auf sich?, wollte ich wissen.

Das ist der Grund, warum wir hier sind, erwiderte David lachend. Dieser Steinkreis ist ein Medizinrad unserer Vorfahren. Das Rad an sich hat keine Macht. Stell es dir wie eine Straßenkarte vor, auf der die Wege zwischen den Menschen und den Kräften auf dieser Welt eingezeichnet sind.

David erklärte mir, dass man ihm von klein auf die "Sprache" dieser Karte erklärt habe.

Heute, sagte er, werde ich auf einem alten Pfad wandeln, der in andere Welten führt. Von dort aus werde ich das tun, was uns hierher gebracht hat. Ich werde den Regen bitten.

Auf was, was danach folgte, war ich nicht vorbereitet.
Ich beobachtete David aufmerksam, wie er sich die Schuhe auszog, mit den bloßen Füßen achtsam in den Kreis hineinstieg, sich in alle vier Himmelsrichtungen verneigte und seinen Vorfahren die Ehre erwies.
Die Mittagssonne brannte heiß, sein Atem wurde flacher und war kaum mehr hörbar.

Nach ein paar Minuten atmete er tief durch, bickte mich an und sagte:

Gehen wir! Es ist alles getan!

Ich hatte eigentlich irgendein Ritual erwartet, einen Tanz vielleicht oder zumindest einen Gesang. Davids Gebet war so kurz und so schnell vorüber, dass ich verwundert war.

Was? Jetzt schon?
Wolltest du nicht um Regen bitten?


Ich hatte erwartet, dass er zumindest um Regen bitten würde.

Davids Antwort war der Schlüssel, um diese Art des stillen Betens zu verstehen. Er kniete sich nieder, um seine Schuhe wieder anzuziehen und lächelte mich an.

Nein, erwiderte er. Ich hatte nicht gesagt, dass ich um Regen bitten würde, sondern, dass ich den Regen bitten würde!

Wenn ich um Regen gebeten hätte, würde es vielleicht niemals regnen.


Als wir wieder zurück waren, klärte er mich auf:

Er erklärte mir, dass ihn die Alten seines Stammes bereits in seinen jungen Jahren in die Geheimnisse dieser Art des Betens eingeweiht hatten.
Wenn wir darum bitten, dass etwas Bestimmtes eintrete - so führt er aus - geben wir dem, was wir nicht besitzen, Macht.

So würden Gebete um eine Heilung zum Beispiel der Krankheit mehr Macht verleihen.

Gebete, die um Regen bitten, geben der Trockenheit mehr Macht.

Um etwas zu bitten, führt nur dazu, dass das Unerwünschte mehr Macht bekommt, sagte er.


Ich denke oft an das, was mir David seinerzeit vermittelt hat.
Wenn wir zum Beispiel um Frieden bitten, und gleichzeitig eine Wut auf den Krieg haben, könnte es durchaus sein, dass wir unwissentlich genau die Umstände verstärken, die wir verändern wollen.


Ich wollte von David wissen:
Wenn du nicht darum gebeten hast, dass es regnen soll, was hast du dann eigentlich getan?

Ganz einfach, erwiderte er. Ich habe den Regen gespürt.
Ich spürte, wie das Wasser auf meinen Körper fiel und fühlte mich in die Situation hinein, auf dem Hauptplatz unseres Dorfes barfuß im Schlamm zu stehen.

Ich spürte, wie der Regen am Lehm unserer Häuser herabprasselte und das Gefühl, stolz durch die Maisfelder zu wandern, weil es geregnet hatte.



Dieses Erklärung leuchtet mir ein. Hier werden sämtliche Sinne eingebracht - die verborgenen Kärfte des Denkens, Fühlens und Spürens, welche uns von allen anderen Lebensformen unterscheiden - und zusätzlich die Sinne des Hörens, Fühlens, Schmeckens, Riechens und Sehens.

Er erklärte mir, dass er als zusätzliche Beigaben für sein Gebet Gefühle der Dankbarkeit und Wertschätzung benutze.
Allerdings würde er nicht Dankbarkeit für das Geschaffene empfinden, sondern dafür dankbar sein, dass er Teil des Schaffensprozess sein dürfe.

Forschungen zeigen, dass gerade diese Dankbarkeit die Chemie des Lebens in den mächtigen Hormonen unseres Körpers aktiviert und auch unser Immunsystem stärkt ...

Übung

Machen Sie den Praxistest mit dieser Art des stillen Betens.


Denken Sie an etwas, das Sie in Ihrem Leben gerne hätten - irgendetwas.

Das kann die Heilung eines Leidens, mehr Wohlstand für Ihre Familie oder das Leben an der Seite eines für Sie idealen Partners sein.


Doch statt darum zu bitten, dass sich dieser Wunsch erfüllen möge, fühlen Sie sich so, als sei es auf der physischen Ebene bereits so!

Atmen Sie tief und bauen Sie in sich das Gefühl auf, dass Sie diese Idealsituation bereits jetzt erleben!

Malen Sie es in Ihrer Fantasie so detailliert wie möglich aus.

Und anschließlich seien Sie dankbar dafür, dass Sie

in der angestrebten Fülle leben!


Spüren Sie die Erleichterung und Befreiung, und nicht mehr das Schmachten oder Ersehen, welche mit einem Bittgebet einhergehen.