Im Aufsatz "Wie man mit 24 Stunden am Tag auskommt" (enthalten im Buch "Gute Gedanken + Gute Gefühle = Gute Früchte"), schreibt der Autor, Arnold Bennett, unter anderem:
Sie können aber ebenso gut zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen, und sich auf etwas Sinnvolles konzentrieren. Ich schlage Ihnen deshalb ein Kapitelchen von Mark Aurel oder Epiktet vor. Scheuen Sie vor solchen Namen nicht zurück! Ich für meinen Teil kenne nichs Aktuelleres, keine für den Alltag von Menschen wie Sie und mich geeignetere Lektüre als diese zeitlosen Weisheiten... Sie werden bald sehen, was Ihnen Epiktet zu bieten hat ..." |
Der griechische Philosoph Epiktet hat etwa zwischen den Jahren 50 und 135 n. Chr. gelebt. Können moderne Menschen wirklich von seinen Einsichten profitieren?
Als Kostprobe hier nur zwei Worte, die für eine ganze Philosophie stehen:
(Dem Lateiner bekannt als "Sustine et abstine")
Nach Eptiket waren das die beiden wichtigen Haltungen, die unseren Tag verändern können.
Epiket wies auf zwei Untugenden hin:
- der Mangel an Ausdauer und
- der Mangel an Selbstbeherrschungung.
Mangel an Ausdauer bedeutet, dass wir nicht in der Lage sind, die Schwierigkeiten auf uns zu nehmen, um zum angestrebten Ziel zu gelangen ("ertragen").
Mangel an Selbstbeherrschung bedeutet, dass wir nicht auf die Vergnügungen verzichten ("entsagen"), die uns vom Erreichen unseres Zieles abhalten.
Wir brauchen nur an die Dinge zu denken, die wir begonnen, aber nie fertiggemacht haben. Vielleicht können wir ein bisschen Gitarre "spielen" oder ein bisschen Italienisch, aber wir sind nicht dabeigeblieben, und haben uns ablenken lassen. Wir haben nicht ertragen und nicht entsagt.
Das bedeutet nicht, dass wir jede Sache bis zur Hochform durchhalten müsten oder uns nie eine Ablenkung gönnen sollten. Das wäre nicht im Sinne Epiktets.
Epiketet sagte vielmehr, dass wir manchmal Schwierigkeiten zu ertragen haben, wenn wir ein erfülltes Leben haben wollen, und dass wir manchmal einigen Freuden zu entsagen haben, weil sie uns vom Weg abbringen würden.
Ertragen bedeutet hier, weiter am Ziel festzuhalten, selbst dann, wenn der Weg steinig wird.
"Aller Anfang ist schwer", sagt der Volksmund.
Und danach heißt es: weitermachen. Das ist das "Ertragen", das Epiktet meinte.
Napoleon Hill, der im Laufe von 20 Jahren 500 der erfolgreichsten Persönlichkeiten seiner Zeit interviewt hatte, schrieb, dass die meisten dieser Personen ihr Ziel kurz nach dem Zeitpunkt erreichten, als sie bereits daran dachten, alles hinzuwerfen.
Wir müssen uns also die Fragen stellen:
Alle Menschen, die - egal, in welchem Bereich - Außergewöhnliches erreicht haben - mussten "ertragen" und "entsagen"; sie mussten trotz der Mahnungen, Spötteleien und Kritik Anderer, aber auch der abratenden Stimmen im eigenen Kopf, weitermachen.
Das gilt für Menschen aus allen Epochen. Denken wir nur an die Entdecker und Forscher, die oftmals monatelang auf unsicheren Gefährten oder Booten unterwegs waren! Oder an Bergsteiger.
Alle mussten sie
- ertragen und
- entsagen.
"Entsagen" bedeutet hier immer:
Auf Freuden und Vergnügungen zu verzichten, die uns Probleme bereiten könnten.
Beispiel: Falls Sie sich gesünder ernähren wollen, sollten Sie nach Möglichkeit auf Zucker verzichten. Unsere Vorfahren hatten dieses Problem nicht, da Zucker nicht so reichlich vorhanden war wie heutzutage. Doch heute haben wir ein Überangebot an Zucker; darüber hinaus hat sich gezeigt, dass Zucker süchtig machen kann. Für unseren Körper ist das gar nicht gut.
Es geht nicht um ein Kuchenstück oder ein Dessert hie und da, es geht um die Vermeidung (Entsagung) übermäßiger Zuckerzufuhr.
Wir können uns "Ertragen" und "Entsagen" als Muskeln vorstellen.
Ein Muskel wird durch Trainung stärker und lässt im umgekehrten Fall nach.
Drei Empfehlungen:
1. Klarheit
Setzen Sie sich in einer ruhigen Stunde hin und schreiben Sie auf, in welchem Bereich Sie "ertragen" (im Sinne von "durchhalten" oder "weitermachen" müssen.
Schreiben Sie auch auf, wo Sie "entsagen" ("widerstehen") müssen.
Dieses "Entsagen" kann sich auf alles Mögliche beziehen:
- gewisse Nahrungsmittel
- Leute
- Kneipen
- Zigaretten
- Gespräche ...
Solche Überlegungen sollten Sie jedoch nicht anstellen, wenn Sie müde oder abgespannt sind. Sie sollten wirklich ausgeruht und ungestört sein!
2. Ein fester Entschluss
Schreiben Sie auf
Beispiel:
Sie sind zu dem Schluss gekommen, dass Sie mehr körperliche Kondition brauchen. Sie wollen fitter werden.
Also nehmen Sie sich vor, während der nächsten zwei Wochen täglich 15 Minuten stramm zu marschieren.
Danach legen Sie einen Zahn zu und erhöhen das Pensum auf täglich 30 Minuten.
Vielleicht wollen Sie auch Übungen auf einem Schrägbrett hinzunehmen, wie von Ben Sweetland empfohlen.
Dasselbe gilt für die zweite Komponente aus Epiktet Formel:
Gewisse Lebensmittel, sagen wir, das Butterhörnchen jeden Morgen, sollen ab sofort nicht mehr zu Ihrem Speisezettel gehören. Sie "entsagen" ihnen.
Eine Möglichkeit bestünde darin, ab sofort nie mehr Butterhörnchen in Ihren Haushalt zu bringen.
Oder nehmen wir gewisse Leute, denen Sie aus dem Weg gehen sollten. Vielleicht sollten Sie diese Telefonnummern aus der Kontaktliste auf Ihrem Handy löschen?
Was immer es ist - überlegen Sie, welchen Dingen Sie "entsagen" müssen und entfernen Sie sie aus Ihrem Leben!
Ein Plan oder Vorhaben wird auf Dauer nur funktionieren, wenn es uns erst damit ist. Wir müssen unseren Plan also regelmäßig überprüfen. Dies ist der letzte Schritt.
3. Tägliche Überprüfung und Rückschau
Das kann bereits am frühen Morgen geschehen.
Und am Abend machen wir dann eine Rückschau.
Sollte es nicht optimal abgelaufen sein, durchdenken wir die Situationen nochmals und leben sie so durch, wie sie idealerweise hätten ablaufen sollen!
Hilfreich ist auch eine Art tägliche Gedankenstütze, zum Beispiel in Form einer Affirmation oder eines Merksatzes an der Pinwand.
All dies können wir der knappen Erfolgsformel aus dem ersten Jahrhundert entnehmen:
"Ertrage und entsage!"
Arnold Bennett wusste schon, warum er diese Klassiker empfahl!