Die Wissenschaft
des gesunden Lebenswandels
von Wallace D. Wattles
Kapitel 12
 |  |
Wieviel man essen soll
Wie viel man essen soll, lässt sich leicht beantworten.
Sie sollten erst essen, wenn Sie einen rechtschaffenen Hunger verspüren und dann zu essen aufhören, wenn Sie merken, dass der Hunger vergeht.
Stopfen Sie sich nie voll!
Essen Sie nie bis zum Geht-nicht-mehr! Sobald Sie anfangen zu merken, dass der Hunger gestillt ist, haben Sie genug gegessen.
Warum?
Weil Sie solange Hunger verspüren, bis Sie genug gegessen haben.
Falls Sie beim Essen so vorgehen, wie im letzten Kapitel beschrieben, ist es wahrscheinlich, dass Sie sich satt fühlen, bevor Sie die Hälfte der bisher gewohnten Menge zu sich genommen haben. Dann hören Sie auf.
Egal, wie verlockend die Nachspeise nach dem Verzehr ruft oder wie geschmackvoll der Pudding präsentiert wird, nehmen Sie davon keinen Bissen zu sich, falls Ihr Hunger bereits gestillt ist.
Alles, was Sie zu sich nehmen, nachdem Ihr Hunger gestillt ist, dient lediglich der Befriedigung von Geschmack und Appetit, nicht aber zur Stillung des Hungers, und wird somit von der Natur nicht benötigt. Es handelts sich somit nur um einen Exzess - eine pure Ausweifung - deren missliche Folgen nicht ausbleiben können.
Auf diesen Punkt sollten Sie sehr sorgfältig achten, da die Gewohnheit, nur zur Befriedigung der Sinne zu essen, in unserer Gesellschaft weit verbreitet ist. Die übliche Nachpeise dient lediglich dem Zweck, die Leute zum Weiteressen zu veranlassen, nachdem der Hunger bereits gestillt ist. Die Auswirkung ist immer negativ. Meist wird dadurch lediglich der Appetit angeregt.
Dasselbe gilt für den Verzehr von Alkohl vor dem Mahl. Auch dies führt lediglich dazu, dass Sie mehr essen, als Ihnen gut tut, und erschwert es Ihnen, sich auf die Stillung des Hungers zu konzentrieren. Wenn Sie so essen, wie in den vorhergehenden Kapiteln empfohlen, werden Ihnen bald die einfachsten Gerichte so gut schmecken wie königliche Leibspeisen, da Ihre Sinne immer mehr geschärft werden, was sich auch in einer Verbesserung Ihres Gesamtzustandes bemerkbar macht.
Kein Vielfraß kann ein Mahl jemals mehr genossen als der Mensch, der nur zur Stillung seines Hungers isst. Dieser Mensch gewinnt jedem einzelnen Bissen das Beste ab und hört sofort auf, nachdem der Hunger vorbei ist. Das erste Zeichen, dass der Hunger gestillt ist, ist ein Signal aus dem Unterbewusstsein, dass es Zeit zum Aufhören ist.
Der Mensch, der diesen Lebensplan in die Praxis umsetzt, wird sich wundern, wie wenig Nahrung er in Wirklichkeit benötigt, um seinen Körper fit zu halten. Die Menge hängt natürlich auch von seinem Beruf und von seinen Arbeitsbedingungen ab.
Der Holzfäller, der im Winter in den Wald hinausgeht und den ganzen Tag lang seine Axt schwingt, kann durchaus zwei volle Mahlzeiten zu sich nehmen; der Geistesarbeiter, der den ganzen Tag in einem warmen Raum im Stuhl sitzt, braucht jedoch nicht ein Drittel dessen und häufig sogar nur ein Zehntel. Die meisten Holzfäller essen zwei- oder dreimal so viel und die meisten Geistesarbeiter drei- bis zehnmal so viel wie sie von Haus benötigen. Die Ausscheidung dieser Unmenge an Zusatzstoffen aus ihrem System kostet Lebenskraft und zieht mit der Zeit Energie ab, so dass sie leicht zur Beute so genannter Krankheiten werden.
Genießen Sie Ihr Essen so weit wie möglich, aber essen Sie nie etwas nur des Geschmackes willen. Hören Sie sofort mit dem Essen auf, wenn Sie keinen Hunger mehr verspüren.
Wenn Sie es recht bedenken, werden Sie rasch zu der Erkenntnis gelangen, dass Sie Ihre Ernährungsprobleme gar nicht anders in den Griff bekommen können als auf die hier beschriebene Weise. Was die richtige Essenszeit anbelangt, lässt sich nichts anderes sagen, als dass Sie dann essen sollten, wenn Sie wirklich Hunger verspüren. Es versteht sich eigentlich von selbst, dass dies der einzig richtige Zeitpuntk ist und dass jeder andere Zeitpunkt der verkehrte ist.
Bei der Frage, was wir essen sollen, hat uns die Ewige Weisheit den Weg gewiesen, dass wir das essen sollen, was in unserer Region zur Verfügung steht.
Was das Wie angeht, ist es geboten, die Nahrung gut durchzukauen und auf eine ausgeglichene und friedliche Stimmung zu achten. Wenn die Nahrung jedoch gekaut werden soll, liegt es nahe, dass es umso besser für uns ist, je mehr wir sie kauen.
Ich darf wiederholen, dass der Erfolg in jedem Bereich davon abhängt, ob wir jeden einzelnen Schritt zu einem Erfolg für sich gestalten. Falls Sie dies beachten, wobei es unerheblich ist, wie klein oder unscheinbar der einzelne Schritt erscheint, können Sie nur auf einen Tag zurückblicken, der als Ganzes ein gelungenes Werk war. Und wenn jeder Tag erfolgreich ist, ist es letztendlich auch das ganze Leben.
Ein großer Erfolg ist das Ergebnis einer unzähligen Reihe kleiner Dinge, die allesamt auf vollkommene Art und Weise ausgeführt wurden. Falls jeder Gedanke auf Gesundheit ausgerichtet ist und falls jede Handlung Ihres Lebens ebenfalls auf Gesundheit ausgerichtet ist, müssen Sie bald eine vollkommene Gesundheit erlangen. Es gibt keine andere Möglichkeit, erfolgreich und im Einklang mit den Gesetzen des Lebens zu essen als jeden Bissen in freudiger Stimmung gründlich zu durchkauen, sich am Essen zu erfreuen und die ganze Zeit über eine positive Haltung zu pflegen. Dem kann zum Gelingen nichts hinzugefügt werden, allerdings reicht es zum Misslingen aus, auch nur einen dieser Punkte nicht zu beachten.
Auch hinsichtlich des Punktes, wie viel wir essen sollen, gilt, dass es keine andere Leitschnur gibt, die natürlicher, gesünder oder sicherer wäre als die hier dargestellte, nämlich, dann mit dem Essen aufzuhören, sobald der Hunger gestillt ist. Wir können dem Unterbewusstsein hundertprozentig vertrauen und uns darauf verlassen, dass es uns darauf hinweisen wird, wann Nahrung benötigt wird, aber auch dann, wenn sie nicht mehr benötigt wird. Sofern Sie immer nur bei Hunger essen und niemals nur zur Stillung des Gemacks essen, und sofern Sie immer dann essen, wenn Sie wirklich Hunger verspüren, werden Sie immer genügend zu sich nehmen.
Lesen Sie bitte die Zusammenfassung im nächsten Kapitel sorgfältig durch. Sie werden dann sehen, dass es im Grunde nur wenige Punkte zu beachten gibt, um sich auf vollkommen gesunde Art und Weise zu ernähren.
Wollen wir nun mit ein paar Worten auf das Trinken eingehen. Falls Sie genau und wissenschaftlich vorgehen wollen, sollten Sie nur Wasser zu sich nehmen und auch nur dann, wenn Sie durstig sind. Trinken Sie, wenn Sie Durst haben und hören Sie damit auf, sobald Ihr Durst gestillt ist.
Falls Sie sich richtig ernähren, brauchen Sie keineswegs asketisch oder abstinent zu leben, was das Trinken anbelangt. Sie können sich durchaus ab und zu eine Tasse schwachen Kaffees gönnen, ohne Schaden zu erleiden. Und Sie können sich in Maßen nach den örtlichen Gebräuchen richten.
Gewöhnen Sie sich jedoch das Trinken von Liminoade nicht an. Trinken Sie nicht, um Ihrem Gaumen den Geschmack von süssigen Flüssigkeiten zu verabreichen.
Achten Sie darauf, immer genügend Wasser zu trinken, wenn Sie Durst haben. Seien Sie nie zu bequem, zu beschäftigt oder zu gleichgültig, um Wasser zu trinken, wenn Sie auch nur den geringsten Durst verspüren. Falls Sie sich an diese Regel halten, werden Sie kaum ein Bedürfnis nach unnatürlichen Getränken verspüren. Trinken Sie nur, um Ihren Durst zu stillen und hören Sie damit auf, nachdem Ihr Durst gestillt ist. Das ist die gesunde Vorgehensweise, um den Körper mit der benötigten Flüssigkeit zu versorgen.
Kaffee?
Falls Ihr Frühstück aus einer Tasse Kaffee besteht und Sie sich erst wach fühlen, nachdem Sie mindestens eine Tasse getrunken haben, oder falls Sie tagsüber Kaffee zum Aufputschen brauchen oder sich gereizt fühlen, wenn Ihnen Kaffee abgeht, benutzen Sie Kaffee als Droge.
In diesem Fall nehmen Sie nicht die gelegentliche Tasse Kaffee zu sich, von der Wallace Wallace hier spricht. Wallace sagt, dass ab und zu eine Tasse Kaffee durchaus in Ordnung sei, sofern Sie den Ernährungsplan beachten.
Falls Sie sich Gesundheit wünschen, sollten Sie Ihrem Wunsch nach Gesundheit mehr Stellenwert beimessen als dem Wunsch nach anderen Dingen, die Ihrer Gesundheit abträglich sind.
Weiter zu Kapitel 13