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Marias
Vater!
Neulich kam ich ins Grübeln: Über den Großvater Jesu. Mütterlicherseits: Marias Vater.
Er wird nie erwähnt, aber - es muss ihn ja gegeben haben!
Unabhängig von Ihrer theologischen Position ist unbestreitbar, dass zu biblischen Zeiten Menschen gelebt haben. Von denen ist in der Bibel die Rede. Menschen wie du und ich!
Mir ging Folgendes durch den Sinn:
Marias Vater kommt müde nach Hause. Er war den ganzen Tag am Schreinern. Seine getreue Ehefrau und seine halbwüchsige Tochter sitzen zerknirscht am Küchentisch. Seine Frau macht ein Gesicht wie übersäuerter Brotteig. Die Luft ist zum Schneiden dick. Maria versenkt ihren Kopf in ihren Armen:
'N Abend, Papi!
Er: Hmmm
Sie: Sie ist schwanger!
Er: Der Joseph, oder? Na ja, wenigstens sind sie verlobt...
Sie: Das ginge ja noch. Aber das war deiner Tochter wohl zu einfach
Er: Wer dann?
Sie: Sie sagt - jetzt raste nicht aus, Papi! - Bleib ruhig, ja?! - Aber sie sagt - Ach Gott, ich trau's mich gar nicht auszusprechen, sie sagt, ein Engel sei dahergekommen. Mitten in der Nacht!!
Irgendso eine weiße Gestalt, mit Flügeln und so...
Er: Hmmm
Aber nicht nur das. Sie sagt: Der Vater soll Gott sein. Höchstpersönlich! Also so was!
Er: Hmmm
Sie: Was soll das Gehmmmme? Hörst du mir überhaupt zu, Papi?
Natürlich nicht!
Der Vater hört nur mit halben Ohr hin. Diese Meldeprozedur geschieht in Tausenden von Familien. Allabendlich. Schließlich ist er hundemüde. Er hat noch den Abraham mit seiner komplizierten Zargentür im Kopf. Weiß der eigentlich, wie schwierig Olivenholz zu bearbeiten ist? Was denn? Die Maria redet immer noch? Als ob er keine anderen Probleme hätte ...!
Diddeldiddeldei!
Auf einmal dämmert es ihm. Die Botschaft hat sein Bewusstsein erreicht!
Was hast du da gesagt???
Es war nicht das letzte Mal, dass er diese Frage stellte!
Noch jahrelang ging das so: Jesu Großvater mütterlicherseits kommt von der Arbeit nach Hause. Seine Ehegattin erwartet ihn:
Opi, stell dir vor, was er heute wieder angestellt hat, dein Enkel!
Wasser in Wein verwandelt
Auf dem Wasser herumspaziert
Brotlaibe und Fische
Ein bißchen hier geheilt - und bißchen dort...
Diddeldiddeldei!
Es muss schwer gewesen sein für den alten Herrn, ruhig zu bleiben, wenn seine Kumpel aus der Fischerkneipe über ihre Enkel prahlten. Aber das ist doch noch gar nichts, wird es aus ihm herausgeplatzt haben, wartet mal, was er heute wieder gebracht hat...!
Und dann fing er zu erzählen an. Natürlich haben sie ihm kein Wort davon geglaubt, der alte Joseph hat halt wieder sein Dilirium... -
Diddeldiddeldei!
Freie Übersetzung aus dem Buch "All I Really Need To Know I Learned In Kindergarten" von Robert Fulgum. Zu Deutsch:
Alles, was du wirklich wissen musst, hast du schon als Kind gelernt
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