Ein Interview mit dem großen Erfinder Nikola Tesla. Hier erfahren Sie die romantische Geschichte seines Lebens. Darüber hinaus schildert er eine von ihm entwickelte Vorgehensweise, die jedem fantasiebegabten Menschen, sei dieser Erfinder, Geschäftsmann oder Künstler, zugutekommt.
Von M. K. Wisehart
Ich war noch keine sechs Jahre alt, als ich bereits zwei Erfindungen verbuchen konnte: Die erste war ein Ochsenfrosch-Fanghaken.
Ein Bub in unserem Dorf Smiljan hatte einen Haken und Angelgerät geschenkt bekommen. Unter meinen Spielgefährten sorgte das für großes Aufsehen, und am nächsten Morgen zogen alle los, um Frösche zu fangen. Mich nahmen sie aber nicht mit, weil ich mit dem Besitzer des Angelzeugs im Zwist lag.
Einen Haken hatte ich noch nie zuvor gesehen und stellte ihn mir
als etwas Wunderbares mit geheimnisvollen Fähigkeiten vor. Ich besorgte
mir ein Stück weichen Drahtes, bog es und schärfte es mithilfe von zwei
Steinen. Dann befestigte ich es an einem starken Faden, schnitt mir
eine Rute ab und marschierte zum Bach, wo es von Fröschen nun so
wimmelte.
Doch es gelang mir nicht, die Frösche im Wasser zu fangen
und bei dem Gedanken daran, welchen riesigen Fang meine Spielkameraden
mit ihrem Gerät heimbringen würde, fühlte ich mich gedemütigt.
Schließlich ließ ich meinen leeren Haken vor einem auf einem Baumstumpf
sitzenden Frosch baumeln und sehe das jetzt noch genauso klar vor meinem
Geist, als wäre es gestern gewesen.
Zuerst stürzte der Frosch, dann
schwollen seine Augen an und er blähte sich auf das Doppelte seiner
normalen Größe auf, schnappte boshaft nach dem Haken - und schluckte ihn
herein. Diese Methode stellte sich als so todsicher heraus, dass ich
mit einem ordentlichen Fang nach Hause kam, während meine Freunde keinen
einzigen Frosch erwischt hatten. Bis heute halte ich meinen Froschhaken
für eine erstaunliche Erfindung. Diese Erfindung betraf sowohl die
Vorrichtung als auch die Methode. Beim ersten Punkt war sie vielleicht
fortschrittlicher, beim zweiten halte ich sie aber für originell.
Meine
zweite Erfindung verdanke ich demselben Wunsch, der mich auch heute
noch bei allem, was ich tue, antreibt, nämlich dem Wunsch, die Kräfte
der Natur dem Menschen dienstbar zu machen. Der Auslöser waren Maikäfer.
Diese Insekten waren in unserer Nachbarschaft eine wahre Plage.
Manchmal hingen so viele an einem Ast, dass er durch das bloße
Körpergewicht dieser Käfer abbrach.
Ich befestigte vier Käfer an
einem Querholz, das ich so anordnete, dass es sich auf einer dünnen
Spindel drehte. Die Spindelbewegung wurde auf eine große Scheibe
übertragen und auf diese Weise erhielt ich die Antriebsenergie. Sobald
die Apparatur in Bewegung war, wussten die Maikäfer nie, wo sie Halt
machen sollten. Je heißer es war, umso mehr mussten sie sich anstrengen.
Mit dieser Erfindung war ich voll und ganz zufrieden, bis ich dann
eines Tages den Sohn eines pensionierten Offiziers des Österreichischen
Heeres dabei beobachtete, wie er, offenbar mit Genuss, Maikäfer aß.
Danach konnte ich mit diesen Käfern nicht mehr spielen und heute noch
graut mir davon, sie überhaupt anzufassen.
Die
Erinnerungen an meine Jugend und sogar noch weiter zurück, in meine
früheste Kindheit, sind sehr lebhaft, und offenbar hatte sich mein
Charakter etwas früher entwickelt, als bei den meisten anderen Menschen.
Als kleiner Junge war ich schwächlich und unstabil. Ich traf meine
kindlichen Entschlüsse, nur um sie dann doch nicht einzuhalten. Als ich
acht Jahre alt war, las ich die serbische Übersetzung von „Der Sohn des
Aba“ des ungarischen Schriftstellers Jósika. Die Botschaften sind in
etwa vergleichbar mit denen von Lew Wallace in Ben Hur.
Dieses Buch stachelte meinen Willen an. Ich wurde selbstdisziplinierter, zügelte viele meiner Wünsche und nahm mir fest vor, jedes Versprechen, das ich von nun an geben würde - sei es, mir selbst oder anderen gegenüber - auch zu halten. Meine Familienangehörigen merkten bald, dass ich zu meinem Wort stehen würde.
Noch bevor ich zwanzig Jahre alt war,
rauchte ich übermäßig viel: jeden Tag fünfzehn oder zwanzig große
schwarze Zigarren. Das griff meine Gesundheit an und meine Familie hatte
schon oft versucht, mich davon abzuhalten. Erfolglos.
Eines
Tages stand ich vor meinem Elternhaus, als man mir eröffnete, dass der
Arzt soeben meiner jüngsten Schwester, die bereits seit Längerem
gelitten hatte, für sterbenskrank erklärt habe. Ich stieg in ihre Kammer
hinauf, wobei ich eine angezündete Zigarre dabeihatte, und bevor ich
mich an ihrem Bett niederkniete, legte ich die Zigarre auf ein Tischchen
neben dem Bett.
„Niko,“ sagte sie kaum hörbar, „Diese Raucherei bringt dich noch um. Versprich mir, dass du das sein lässt!“
„Ja,“ erwiderte ich. "Wenn du wieder gesundwirst, gebe ich das Rauchen auf."
„Gut, Niko", hauchte sie. „Ich werd's versuchen!“
Sie
erholte sich wieder und seitdem habe ich nie mehr geraucht. Das war
sehr schwer für mich, aber ich war fest entschlossen, mein Versprechen
zu halten. Ich hörte nicht nur mit dem Rauchen auf, sondern löschte jede
Neigung zu dieser einstmaligen Befriedigung völlig aus. So habe ich
mich auch von anderen Gewohnheiten und Leidenschaften befreit und auf
diese Weise meine Gesundheit und meine Lebenslust bewahrt. Die
Befriedigung, die ich daraus gewonnen habe, meine eigene Willensstärke
zu beweisen, hat sich letztendlich immer als größer erwiesen, als die
aufgegebene, bislang angenehme Gewohnheit. Ich denke, dass man jede
Gewohnheit aufgeben kann, sobald man sie einmal als schädlich erkannt
hat.
Als ich etwa zwanzig Jahre alt war, packte mich die Spielsucht.
Wir spielten mit hohen Einsätzen; gar mancher meiner Spielerkumpels
hatte sich damit um Haus und Hof gebracht.
Im Allgemeinen hatte ich Pech, aber einmal gewann ich alles, was es zu gewinnen gab. Ich war damit aber nicht zufrieden und spielte weiter. Ich borgte meinen Mitspielern sogar Geld, damit wir weiterspielen konnten. Das Ende vom Lied war, dass ich nicht nur alles wieder verlor, sondern mit Schulden nach Hause ging.
Meinen Eltern bereitete meine Spielsucht viel
Kummer. Mein Vater war besonders streng und zeigte mir seine Verachtung
für meine Zeit- und Geldverschwendung immer wieder. Ich versprach ihm
jedoch nie, dass ich mit dem Spielen aufhören würde, und redete mich
damit heraus, dass Kartenspielen doch ganz normal sei. Ich erklärte ihm,
dass ich jederzeit damit aufhören könne, aber kein Anlass dazu
bestünde, weil es mir sehr viel Freude bereite.
Meine Mutter besaß
etwas mehr praktische Menschenkenntnis und schalt mich nie aus.
Sie wusste, dass man mit Schelten, Protesten oder äußeren Versuchen
niemanden von seinen Narreteien abhalten würde, sondern dass es der
Betreffende selbst wollen müsse. Eines Nachmittags, als ich wieder
einmal mein ganzes Geld verspielt hatte, kam sie mit einem Bündel
Geldscheine in der Hand auf mich zu. Für die damalige Zeit und die
herrschenden Umstände, war es viel Geld. Sie sagte mir:
„Hier, Niko. Nimm das! Das ist mein ganzes Geld. Je früher du alles verspielst, was wir haben, umso besser. Dann wird es mit dieser Sucht auch aus sein.“
Sie gab mir einen Kuss.
Ich
war so blind vor Spielleidenschaft, dass ich das Geld an mich nahm, die
ganze Nacht durchzechte und wieder alles verlor. Am nächsten Morgen
kroch ich aus der Spielhöhle hervor, und machte mich auf den langen Weg
durch den sonnenbeschienenen Wald, um über meine Dummheit nachzudenken.
Der Anblick der Natur hatte mich wieder zur Vernunft gebracht und das
Verhalten meiner Mutter - und ihr Glaube an mich - fielen mir wieder
ein. Bevor ich wieder aus dem Wald heraus war, hatte ich meine
Spielsucht besiegt. Ich ging nach Hause zu meiner Mutter und erklärte
ihr, ich würde nie wieder spielen.
Seitdem war ich nie mehr in Gefahr, dieses Versprechen zu brechen.
Mein Vater war der Sohn eines
Offiziers, der in der Napoleonischen Armee gedient hatte. Er hatte zwar
selbst eine militärische Ausbildung absolviert, sich dann aber für den
Priesterberuf entschieden. Als Philosoph, Dichter und Schriftsteller
hatte er sich aufgrund seiner Gelehrtheit und Wortgewandtheit einen
Namen gemacht.
Meinen Erfindungsgeist verdanke ich jedoch wohl eher
meiner Mutter. Ihr Vater und ihr Großvater hatten zahlreiche
Gerätschaften für den Haushalt und für landwirtschaftliche Zwecke
erfunden. Meine Mutter hatte selbst auch eine Reihe von Werkzeugen und
Instrumenten erfunden. Sie konnte auch gut mit dem Spinnrad umgehen und
entwarf schöne Kleidungsstücke. Ich war immer der Meinung, dass meine
Mutter Großes erreicht hätte, wenn wir nicht so abseits von den
Möglichkeiten des modernen Lebens gewohnt hätten.
Wenn es nach meinen beiden Eltern gegangen wäre, wäre ich ebenfalls Priester geworden; doch in diese Richtung hatte ich keine Ambitionen.
Seit ich zehn Jahre alt war, habe ich alles Mögliche erfunden:
Alles in allem abstruse Dinge, aber sogar, als ich in Karlstadt, Kroatien, schon auf dem Gymnasium war und mich sehr für Physik und Elektrizität interessierte, wollten meine Eltern immer noch einen Geistlichen aus mir machen.
Wenn ich damals nicht krank geworden wäre, hätte ich mir
vielleicht sogar das Versprechen abringen lassen. Weil ich es aber mit
meinem Studiereifer übertrieben hatte, erlitte ich einen ernsthaften
gesundheitlichen Kollaps. Die Ärzte hatten mich schon abgeschrieben.
Dass ich dennoch überlebte, verdanke ich einem amerikanischen Genie.
Während
meiner Krankheit las ich Dutzende von Büchern aus der Leihbücherei.
Eines Tages fiel mir etwas in die Hand, was ich noch nie zuvor gelesen
hatte. Das war so interessant, dass ich darüber meine hoffnungslose Lage
vergaß. Meine Gesundung verlief wie ein Wunder.
Es handelte sich um
die früheren Werke von Mark Twain, darunter „Tom Sawyer“ und
„Huckleberry Finn“. Fünfundzwanzig Jahre später, als ich Mr. Clemens
persönlich kennenlernte und wir eine lebenslange Freundschaft
anknüpften, erzählte ich ihm davon und berichtete ihm, dass ich mein
Leben seinen Büchern verdanke. Ich war tief bewegt, als ich bei diesem
fröhlichen Mann Tränen der Rührung entdeckte.
Nach meinem Abgang von
der Höheren Realschule in Karlstadt zog ich wieder zu meinen Eltern und
am Tag meiner Ankunft steckte ich mich mit Cholera an. In der ganzen
Gegend herrschte eine Epidemie. Wieder befand ich mich an der Schwelle
des Todes. Mein Vater versuchte, mich mit hoffnungsvollen Worten
aufzumuntern.
„Vielleicht", meinte ich „würde ich ja wieder gesundwerden, wenn ich mit deinem Segen Ingenieur statt Priester werden könnte.“
Er versprach feierlich, dass ich die beste technische Hochschule besuchen würde. Diese Zusage weckte meine Lebensgeister wieder. Aufgrund meiner besseren geistigen Einstellungen, und auch der Arznei, wurde ich wieder gesund. Mein Vater hielt Wort und sandte mich auf die Kaiserlich-königliche Technische Hochschule in Graz in der Steiermark, eine der ältesten Einrichtungen dieser Art in Europa.
Während meines
ersten Grazer Jahres fing ich um drei Uhr morgens zu studieren an und
hing bis elf Uhr über meinen Büchern, auch an Sonn- und Feiertagen.
Soweit ich mir überhaupt etwas Freizeit gönnte, verbrachte ich sie in
der Bibliothek. Im zweiten Studienjahr geschah dann etwas, das meinem
Leben eine neue Wendung gab. Dazu muss ich etwas ausholen.
Als Bub
hatte ich an einem sonderbaren Gebrechen gelitten, das auf
Bilderscheinungen zurückging, welche oft von starken Blitzen begleitet
wurden.
Wenn ein Wort ausgesprochen wurde, zeigte sich mir die Abbildung des betreffenden Objekts so deutlich, dass ich nicht sagen konnte, ob ich es wirklich sah oder es mir nur einbildete. Wenn ich zum Beispiel auf einem Begräbnis war oder mich auf der Jagd in Nähe eines verwundeten Tieres befand, drängte sich mir unweigerlich in der Stille der Nacht ein plastisches Bild der Szene auf und blieb bestehen, auch wenn ich es verbannen wollte. Selbst wenn ich meine Hand ausstreckte und durch das Bild hindurchgriff, blieb es unverrückbar im Raum stehen.
In dem
Bemühen, mich von diesen quälenden Erscheinungen zu befreien, versuchte
ich, mich geistig auf irgendeine friedliche und ruhige Szene zu
konzentrieren, welche ich erlebt hatte.
Dadurch wurde es kurzzeitig etwas erträglicher, aber nach zwei- oder dreimaligem Versuch verlor diese Vorgehensweise an Wirkkraft. Dann fing ich an, geistige Ausflüge über meine kleine Welt des faktischen Wissens hinaus zu unternehmen. Tag und Nacht begab ich mich in meiner Fantasie auf Reisen. Ich sah neue Orte, fremde Länder, und die ganze Zeit über versuchte ich, diese in der Vorstellungswelt bestehenden Bilder geistig möglichst plastisch und deutlich aufzubauen. Ich stellte mich vor, in Ländern zu leben, in denen ich noch nie gewesen war, und Freundschaften mit Menschen zu schließen, die mir am Herzen lagen und mir sehr lebendig vorkamen.
Das war eine
ständige Übung für mich, bis ich etwa siebzehn Jahre alt war, als sich
mein Denken ernsthaft der Erfinderei zuwandte. Dann stellte ich zu
meiner Freude fest, dass mir das Visualisieren sehr leicht fiel. Ich
konnte völlig auf Modelle, Zeichnungen oder Experimente verzichten. Ich
malte mir alles lediglich vor meinem geistigen Auge aus.
Im zweiten
Studienjahr an der Technischen Hochschule erhielt ich aus Paris eine
Gramme-Maschine. Dieser Generator hatte damals einen hufeisenförmigen
Feldmagneten und eine Drahtarmatur mit einem Gleichrichter; mittlerweile
ist diese Konstruktion veraltet. Als der Professor diesen
Gleichstromgenerator vorführte, fingen die Bürsten zu funkeln an. Ich
meldete mich und meinte, dass man solche Gerätschaften doch auch vom
Motor weglassen könnte. Der Professor erklärte, dass das völlig
ausgeschlossen sei, weil das ja einen immerwährenden Antrieb gleichkäme.
Diese
Aussage von einer so hochgestellten Kapazität brachte mich eine Zeit
lang wieder ins Zweifeln. Dann fasste ich mich wieder und durchdachte
das Problem. Ich malte mir geistig die Art von Maschine aus, die ich
bauen wollte und konstruierte alle Bestandteile in meiner
Vorstellungskraft. Diese Vorstellungsbilder waren so klar und deutlich,
wie jene, welche mich in meiner Jugend verfolgt hatten. Ich dachte mir
viele Anordnungen aus, änderte sie täglich wieder, schaffte es damals
aber nicht, einen funktionsfähigen Plan zu entwickeln.
Vier Jahre
später, 1881, war ich in Budapest, und studierte das amerikanische
Fernsprechsystem, das dort gerade eingeführt wurde. Während der ganzen
Zeit zuvor hatte ich nie von meinem Vorhaben abgelassen, einen
Elektromotor ohne externe Stromquelle zu bauen. Das ging so weit, dass
meine Gesundheit bereits zu leiden begann und ich schließlich
zusammenbrach, genau dann, als ich die gesuchte Lösung bereits für sehr
nahe hielt. Ich brauchte sechs Monate, um wieder auf die Beine zu
kommen.
Eines schönen Nachmittags ging ich mit einem Freund im
Stadtpark spazieren, während ich Gedichte aufsagte. Ich konnte damals
ganze Bücher Wort für Wort auswendig zitieren. Eines davon war Goethes
„Faust“ und die niedergehende Sonne brachte mir folgende Passage in den
Sinn:
Betrachte, wie die Abendsonnenglut,
die grünumgeb’nen Hütten schimmern.
Sie rückt und weicht, der Tag ist überlebt,
dort eilt sie hin und fördert neues Leben.
O dass kein Flügel mich vom Boden hebt,
ihr nach und immer nach zu streben!
Während ich noch dabei war, diese
prachtvollen Worte zu sprechen, kam mir das Bild meines Induktionsmotors
in den Sinn - voll ausgereift, funktionsfähig!
Mit einem Stöckchen zeichnete ich das innere Bild in den Sand. Es waren dieselben Schaubilder, wie sich sechs Jahre darauf vor dem American Institute of Electrical Engineers zeigen würde.
Mein Freund verstand die Zeichnungen auf Anhieb und für mich waren die Bilder so real, dass ich ausrief: „Schau her! Jetzt zeig ich dir, wie ich meinen Motor umkehre“. Das tat ich dann mithilfe meines Stöckchens.
Damit war das rotierende
magnetische Feld entdeckt. Das ist das Funktionsprinzip meines
Induktionsmotors. Dabei wird eine Art magnetischer Fliehkraftabscheider
erzeugt, der sich das rotierbare Teil greift und es in Bewegung setzt - genau
das, was laut meinem Professor unmöglich sei.
Nachdem ich diesen
Motor erfunden hatte, widmete ich mich noch intensiver der geistigen
Vorstellung neuartiger Maschinen. Es machte mir viel Spaß, mir Motoren
auszudenken, die ständig laufen. In kaum zwei Monaten hatte ich mir
geistig fast alle Motorausführungen und Systemänderungen ausgedacht, die
man heute mit meinem Namen in Verbindung bringt.
1888, nachdem ich
in die USA gekommen war, wurden mit der Firma Westinghouse Abmachungen
für die Massenfertigung dieses seither universell eingesetzten
Mehrphasen-Induktionsmotors getroffen. Damit wurde der erste Anstoß für
die Nutzung von Wasserkraft, für die Entwicklung von
Straßenbahnleitungen, U-Bahnanlagen und Elektrozügen gegeben. Dieses
System findet bei den Elektroantrieben in Kriegsschiffen Verwendung und
wird überall auf der Welt für die diversesten Kraftübertragungen
eingesetzt.
Über diese Fähigkeit zum Visualisieren, welche ich in
meiner frühesten Jugend entwickelt hatte, um mich von störenden Bildern
zu befreien, kam meines Dafürhaltens ein neuer Ansatz für die
Verwirklichung von Erfindungsideen zustande. Für jeden fantasiebegabten
Menschen ist diese Vorgehensweise von allergrößter Nützlichkeit, sei er
nun Erfinder, Geschäftsmann oder Künstler.
Manche Leute verstricken
sich sofort in der Umsetzung, kaum dass ihnen eine Idee für eine neue
Konstruktion oder Arbeitsweise gekommen ist, und dann machen sie sich
ohne ausreichende Vorbereitung unverzüglich an die Arbeit, woraufhin sie
sich im Gestrüpp der Details verirren, statt bei der zentralen Idee zu
bleiben. Es ist nicht ausgeschlossen, dass sie damit Ergebnisse
erhalten, dies geht aber auf Kosten der Qualität.
Ich selbst gehe wie folgt vor:
Nachdem ich den Wunsch verspüre, eine bestimmte Sache zu erfinden, lasse ich die Idee monate- oder gar jahrelang in meinem Hinterkopf heranreifen.
2. | |
Wenn mir danach zumute ist, durchforste ich meine Innenwelt und denke über das Problem nach. Dabei bringe ich möglichst wenig geistigen Kraftaufwand ein. Das ist die Inkubationsphase. 3. | Dann folgt eine Phase des zielgerichteten Krafteinsatzes.
Ich sehe mir die möglichen Problemlösungen sorgfältig an. Ich durchdenke die Problemstellung und konzentriere mich geistig immer mehr auf ein ständig enger gefasstes Forschungsfeld. Wenn ich jetzt bewusst an das Problem mit seinen spezifischen Merkmalen denke, drängt sich mir das Gefühl auf, dass ich der Lösung näherkomme. Sobald ich dieses Gefühl verspüre, weiß ich, dass das Problem so gut wie gelöst ist und dass ich erhalten werde, was ich suche. Dieses Gefühl ist innerlich so überzeugend, als wäre das Problem bereits gelöst. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die eigentliche Lösung bereits in meinem Unterbewusstsein vorhanden ist, auch wenn es noch lange dauern kann, bis sie an die Oberfläche bis zum Tagesbewusstsein hochsteigt. Bevor ich eine Skizze zu Papier bringe, ist das Ganze bereits mental ausgearbeitet. Geistig mache ich eventuelle Änderungen an der Konstruktion, verbessere sie und nehme die Vorrichtung sogar in Betrieb. Ohne dass überhaupt eine Skizze vorhanden ist, kann ich bereits Maßangaben machen, und wenn diese Teile dann hergestellt sind, passen sie genau so exakt, als hätte ich maßstabsgetreue Zeichnungen angefertigt. Ob ich eine Maschine nur in meiner Vorstellung laufen lasse oder sie auf der Werkbank teste, spielt keine Rolle. |
Geboren und aufgewachsen in Österreich-Ungarn.
Tesla kam als Siebenundzwanzigjähriger in die USA. Auf seine erste Erfindung, einen Telefonverstärker, folgten weitere wertvolle Beiträge zur Wissenschaft der Telegraphie und des Telefonwesens, vor allem im Zusammenhang mit der drahtlosen Nachrichtenübertragung. Er wohnt in New York City.