Es war im Jahre 1986 in Palm Springs, Kalifornien. Ich befand mich auf der Fahrradspur eines Rennens und fuhr auf eine Kurve zu. An der Außenseite radelnten zwei Radfahrer. Ich blickte auf einen Polizisten, der eine Hand auf das Knie aufgestützt hatte, auf mich zeigte und mir signalisierte, wie ich die Kurve nehmen sollte. Ich trat in die Pedale, um die zwei Radler zu überholen, wobei ich sie ständig im Visier hatte. Als ich die Kurve nahm, hatte stand der Polizist mit dem Rücken zum Verkehr und konnte einen Allradwagen nicht sehen, der etwa 90 kmh schnell fuhr. Dieser Wagen prallte von hinten auf mich auf. Die Fahrerin war eine 83 Jahre alte Dame mit etwas verminderten Reflexen. Als ich auf dem Boden auftrat, flog die Stoßstange auf mich zu; ich hielt mich an ihr fest und wurde etwa 18 Meter weitergeschleift. Der Wagen kam dann endlich zum Halten und ich rollte weiter. Ich spürte, dass das mehr als eine Verstauchung war und merkte, wie das Blut cavity hineingelangte.
Man transportierte mich in das JFK-Hospital in Palm Springs, wo man eine Reihe von Untersuchungen durchführte: Röntgen, Computertomographie, Kernspintograph, etc.. Das dauerte etwa zwölf Stunden.
Am nächsten Morgen wachte ich auf und meine ganze seitliche Körperhälfte war an Tücher festgeklebt, weil ich geprellt war. Sie mussten mit einer Spritzflasche kommen und die Tücher sanft abzulösen.
Als Nächstes eröffnete mir der Arzt, dass ich multiple Kompressionsbrüche in der Wirbelsäule habe, sechs gebrochene Rückenwirbel, und einer dieser Wirbel ist über sechzig Prozent zerquetscht, und der Bogen, der das Rückenmark hält, ist wie ein Bretzel gebrochen. Die Folge war Druck auf mein Rückenmark.
Wenn
man ein Rückgrat von oben nach unten zusammenstaucht, muss das Volumen
irgendwohin ausweichen. In meinem Fall wich es Richtung Rückenmark aus
und T8, T9, T10, T11 und T12 sowie L1 waren gebrochen. Der Wirbel T8
war über 80 Prozent zusammengequetscht und an dieser Stelle war der Neuralbogen eingebrochen.
Der Arzt erklärte mir, dass die übliche
operative Vorgehensweise die Operation mit Harrington-Stäben sei. Dabei werden
die hinteren Enden der Wirbel abgesägt und lange Stahlstäbe aus Stahl
eingefügt, in meinem Fall wären sie vom Nackenbase bis zur base of
spine über 30 cm lang gewesen. Nachdem diese Stäbe eingeschraubt
werden, um den Bruch zu stabilisieren, schneidet man ein Stück Fleisch
aus der Hüfte heraus und implantiert es darüber.
Wenn ich von
einer anderen Person eine Röntgenaufnahme mit meinem Zustand gesehen
hätte, hätte ich wahrscheinlich zu einer Operation geraten. Aber hier
ging es um mich und ich konnte mich nicht auf Anhieb dazu durchringen,
diese Art von Operation an mir durchführen zu lassen.
Am nächsten
Tag suchte mich der Chefchirurg auf und erklärte mir, dass ich außer der
Operation keine große Wahl habe. Er machte mir nochmals alle Schäden im
Einzelnen klar und sagte, dass ich ohne eine Operation wahrscheinlich
nie mehr gehen könne. Ich fragte ihn, ob schon mal jemand diese
Operation abgelehnt habe und er meinte, dass dies in seiner 26jährigen
Tätigkeit niemals der Fall gewesen sei.
Nach diesem Gespräch fasste ich den Entschluss, mich wieder nach San Diego zurückbringen zu lassen, wo ich wohnte. Dort wurde ich in das Scripps Hospital eingeliefert. Der dortige Chefarzt, war ein typisches Abbild des Typs von Arzt, den Ihre Mutter anhimmeln würde: Friseur, Schnurbart, weißer Kittel, umgehängtes Stetoskop. Er kam ins Zimmer, blickte mir in die Augen und meinte: „Wir müssen Sie auf der Stelle operieren. Wenn Sie mein Sohn wären, wären Sie bereits im Op-Saal.“
Er wirkte so glaubwürdig, dass ich
ihm gerne glauben wollte. Aber ich wehrte erst noch ab. „Ich bin noch
nicht bereit, eine solche Entscheidung zu treffen“. Er war sehr
überzeugend und sagte mir: „Wenn Sie sich nicht innerhalb von zwei Tagen
dazu entschließen, werden Ihre Knochen wieder auf natürliche Weise zu
heilen beginnen, soweit es ihnen möglich ist, was bedeutet, dass wir sie
auch von vorne aufschneiden müssen, wenn Sie danach eine Operation
haben wollen. Bei einer solchen Radikaloperation ist die
Sterblichkeitsziffer ziemlich hoch.“ Mit dieser Aussage ließ er mich
allein.
Ich denke, am schlimmsten leidet man, wenn man sich nicht
entscheiden kann. Ich lag also dort im Krankenhausbett und kämpfe mit
mir. Der Verstand sagte mir das eine, das Herz das andere. Ich war
damals vierundzwanzig Jahre alt. Ich führte ein tolles Leben in
Südkalifornien und auf einmal soll das alles vorbei sein?
Dass Sie in
ernsthaften Schwierigkeiten stecken, merken Sie, wenn Ihre Freunde um
Ihr Bett herumstehen, Ihnen auf die Schultern klopfen und aufmunternd
meinen: „Wir wissen, dass du die richtige Entscheidung treffen wirst“.
Übersetzt bedeutet das. „Was bin ich froh, dass ich nicht an deiner
Stelle bin“. Ich konnte das Unbehagen im Zimmer spüren. Nach und nach
verabschiedete sich einer nach dem anderen.
In dieser Nacht quälte ich weiter mit meiner Entscheidung herum. Ich nahm mir vor, von einem weiteren Chirurgen nochmals eine Einschätzung zu erhalten. Dieser Chirurg war ein Hühne von Mann. Er sah sich meine Röntgenaufnahmen an und meinte: „Eigentlich brauchen wir gar keine so starken Stäbe in Ihr Rückgrat implantieren. Wir können auch dünnere Stäbe verwenden, sie ein Jahr lang drin lassen und dann 15 cm starke Stäbe implantieren.“
Ich hörte ihm zwar zu, aber gedanklich war ich bei anderen Dingen. Mir ging durch Kopf, dass ich wahrscheinlich den Rest meines Lebens adictive Medikamente nehmen müsse. Schließlich fragte ich ihn: „Meinen Sie nicht, dass das meine Bewegungsfähigkeit im Rücken beschränken würde?“
„Wie bitte?“, meinte er. „Von welcher Bewegungsfähigkeit sprechen Sie denn?“
Ich war
sehr wohl bewegungsfähig. An der Pazifikküste hatte ich ein
Kampfsportstudio und ein ziemlich großes Joga-Studio betrieben. In
diesen Augenblick ging mir ein Licht auf. Ich wusste, dass die Operation
für mich nicht infrage kam. An diesem Tag ließ ich mich aus dem
Krankenhaus entlassen und bei Freunden unterbringen.
Das ist der einzige Weg. In jedem einzelnen Menschen gibt es eine spirituelle Intelligenz, die uns das Leben schenkt. Diese Intelligenz regelt den Herzschlag, den Blutkreislauf, einfach alles. Wir verlieren in jeder Sekunde zehn Trillionen Zellen. Eine einzige Zelle durchläuft etwa Hunderttausend chemische Reaktionen pro Sekunde.
Mir wurde klar, dass ich nicht mit dieser Macht zusammengearbeitet hatte. Ich lag einfach nur passiv mit dem Gesicht nach unten da und machte keinen Mucks.
Ich nahm mir vor, mit
dieser Macht eine Beziehung herzustellen und ihr eine Vorlage zu
präsentieren. Ich wollte ihr eine genaue Schablone dessen geben, was ich
haben wollte. Wenn diese Macht Bewusstsein war, was ja bedeutete,
bewusst auf mich achten würde, müsste ich ihr ein sehr klares, sauberes
Vorstellungsbild vorlegen, in dem ich vollkommen präsent bin.
Wenn
Sie in Gegenwart eines Menschen präsent sind, kriegt der Andere das
normalerweise mit. Ob das in der Interaktion mit Ihren Kindern, mit
Ihrem Lebenspartner oder einem anderen Menschen ist, läuft es immer
darauf hinaus, dass Ihnen bewusst ist, was vor sich geht. Genauso merken
wir, wenn jemand nicht präsent, also geistesabwesend, ist. Ich wollte
deshalb eine sehr genaue und spezifische Rekonstruktion meiner
Wirbelsäule, Wirbel für Wirbel, erstellen und meine gesamte Wirbelsäule
geistig neu konstruieren.
Wenn meine Aufmerksamkeit dabei unterbrochen
wird, ist es kein vollständiges Abbild mehr. Dann muss ich aufhören und
wieder von vorne anfangen.
Wenn wir in einer Krise stecken,
denken wir überwiegend an das, was wir nicht haben wollen. Ich war
frustriert, verärgert und aufgebracht, und fing zwar an, einen
Lendenwirbel um den nächsten zu rekonstruieren, um mich dann sofort
wieder einem Gedanken zu ertappen, der sich darum drehte, ob ich meine
Praxis oder mein Haus verkaufen sollte, und dann fing ich wieder von
vorne an, sah mich aber unversehens wieder einer schlimmen Situation in
der Zukunft und sah mich ein ums andere Mal immer wieder in der
schlimmsten Lage, statt in der bestmöglichen.
Ich musste mir aber meine
unbewussten Gedanken bewusst machen und ich musste auf meine
gefühlsmäßigen Reaktionen achten. Diese Hölle zog sich sechs Wochen lang
hin. Stundenlang hatte ich damit verbracht, meine Wirbelsäule geistig
wieder zu rekonstruieren.
Ich ging geistig alle Ereignisse in meinem Leben durch, rekonstruierte täglich nach dem Aufwachen meine Wirbelsäule – was zweieinhalb bis drei Stunden dauerte, bis ich ein sehr klares Vorstellungsbild hatte – und achtete bewusst auf meine Denkprozesse.
Um die sechste Woche geschah etwas Erstaunliches. Ich machte den gesamten geistigen Prozess nochmals durch und schaffte es, dabei immer bei der Sache zu bleiben. Ich war präsent. Und dann fühlte es sich an, als hätte ich einen Tennisball geschlagen. Etwas war geschehen. Ich wusste, dass es von nun an aufwärtsging, denn ab diesem Zeitpunkt konnte ich das, was vorher bis zu drei Stunden gedauert hatte, in eineinhalb Stunden komplett abschließen. Meine Konzentrationsfähigkeit hatte sich verbessert, auch wenn mir das damals noch nicht klar war. Ich war in Begriff, die Vorstellung von vollkommener Gesundheit in meinem Gehirn zu verankern. Ich hatte nun auch mehr Zeit zur Verfügung.
Ich dachte daran, wie es wohl wäre, wieder einen Sonnenuntergang zu beobachten.
Früher war es für mich selbstverständlich gewesen, zum Strand zu gehen und den Sonnenuntergang zu beobachten.
Oder wie ich mich fühlen würde, mit Freunden zusammen an einem Tisch zu sitzen und ein Essen einzunehmen.
Oder mich zu duschen.
Ich rekonstruierte zunächst geistig meine Wirbelsäule und wählte dann gewisse potenzielle Möglichkeiten aus dem Quantenfeld aus, auch wenn ich es damals nicht so ausgedrückt hätte.
Ich richtete also meine Absicht auf ein bestimmtes Ergebnis und fühlte mich in der Gegenwart in diese künftige Erfahrung hinein.
Ich verband also eine zielgerichtete Absicht mit einem tiefen Gefühlserlebnis und mein Körper, der unbewusste Geist, fing an, daran zu glauben, dass er sich in der Gegenwart in dieser künftigen Realität befände. Mein Körper kannte den Unterschied zwischen dem tatsächlichen Erlebnis und dem gefühlsmäßig aufgebauten Vorstellungsbild nicht, weshalb ich buchstäblich Signalwege zu neuen Genen herstellte.
Ich
hatte nun wesentlich weniger Schmerzen, die fast täglich geringer
wurden. Sobald ich innere Abläufe koordinieren konnte, sah ich auch
äußerlich Ergebnisse. Ich machte weiter mit meinen Übungen der bewussten
geistigen Konzentration.
Man hatte mich bereits vorher darauf
hingewiesen, dass man mich vom Kinn abwärts in eine Art Korsett stecken
würde und dass ich dieses Korsett immer tragen müsse, falls ich jemals
wieder sitzen oder gehen könne, weil mein Körpergewicht sonst die
Wirbelsäule brechen würde und ich gelähmt wäre. Gute zehn Wochen nach
meinem Unfall wachte ich einen Tag auf und wusste intuitiv, dass ich an
diesem Tag aufstehen würde.
Etwa zwölf Wochen nach dem Unfall war ich wieder in meinem Büro, trainierte wieder, wenn auch nur kurze Zeit.
Ich hatte während meiner dreimonatigen Genesungszeit bereits den Entschluss gefasst, diese Zusammenhänge bis zu meinem Lebensende gründlich zu studieren, falls ich jemals wieder gehen könnte.
Damit wir
Menschen aufwachen, brauchen wir einen Weckruf. Das war mein Weckruf
für mich. Ich kehrte zwar wieder in mein Leben in Südkalifornien zurück,
aber ich war nicht mehr derselbe Mensch. Ich konnte nicht mehr in die
Jammerlitaneien meiner Freunde einstimmen. Ich hatte viel Zeit zum
Nachdenken. Bald darauf zog ich in eine Stadt im Nordwesten um und
befasste mich eingehend mit Spiritualität und Wissenschaft. Ich wollte
wissen, wer ich bin. Für mich ist die Wissenschaft die zeitgenössische
Variante der Mystik. Wenn wir über Religion oder Philosophie sprechen,
gehen die Meinungen auseinander, aber über die Wissenschaft bringen wir
die Menschen zusammen. Wenn die wissenschaftlichen Zusammenhänge
verständlich erklärt werden, können die Menschen aus ihrem
Dornröschenschlaf herauskommen und diese Dinge anwenden
Nach einiger Zeit wollte ich wissen, ob auch andere Menschen ähnliche Erfahrungen wie ich gemacht hatten. Ich bereiste siebzehn Länder und sprach mit Leuten, die Krebs, Diabetes, Herzprobleme oder seltene genetische Störungen hatten, für welche die Schulmedizin keine Lösungen anzubieten hatte, und wenn ich auf Heilungen stieß, wollte ich den Grund herausfinden. Um diese Zeit schrieb ich mein erstes Buch "Evolve Your Brain" (auf Deutsch als DVD: "Verändern Sie Ihr Bewusstsein") und war sehr von der Neurowissenschaft begeistert. Damals kam auch der Film "What the Bleep do we know?" (auf Deutsch als DVD: "Ich weiß, dass ich nichts weiß"), und Will Arntz, der Regisseur, fragte an, ob ich einen Beitrag zu diesem Film beisteuern wollte.
Er erklärte mir, dass es
darum ginge, die Quantenphysik mit der Neurowissenschaft zu verknüpfen,
dass er ausgehend von alltäglichen Lebenssituation und Erlebnissen in
der Vergangenheit grundlegende Lebensfragen behandeln wolle und ich
sagte zu. Nachdem der Film fertig war, rief man mich wieder an und sagte
mir: „Du wirst jetzt ein Rockstar sein!“ Ich sagte: „Das interessiert
mich nicht“. Der Film wurde im Nu zu einer Sensation. Das wirkte sich in
vieler Hinsicht auf mein Leben aus, denn wenn man öffentlich
Informationen präsentiert, muss man sein eigenes Selbst von dem nach
außen präsentierten Ideal trennen. Ich war so beschäftigt, dass ich das
nicht vorlebte, worüber ich sprach. Ich musste also neu bewerten, worauf
es eigentlich ankam.
Als ich „Evolve Your Brain“
fertigeschrieben hatte, waren mir vier Prinzipien klar, auf alle
Menschen mit Spontanheilungen zutrafen.
Es war ihnen klar, dass sie eine wechselseitige Beziehung mit dieser unsichtbaren Macht aufnehmen mussten.
Diese Menschen nahmen sich die Zeit, um dieser höheren Macht eine Vorlage zu präsentieren.
Das waren überwiegend normale Leute, nicht
etwa Nonnen, Mönche oder Geistliche, Professoren oder Akademiker.
Sie wussten, dass die in die Gegenwart hineingeschleppten Gefühle aus der Vergangenheit gewisse Gedanken auslösten, die wiederum gewisse Gefühle verstärkten, was den Teufelskreis zu weiteren krankmachenden Gedanken weiterführte.
Diese Leute waren also so lange in einem immergleichen Gefühls- und Gedankenkreislauf gefangen gewesen, dass dies ihr vertrauter Daseinszustand war. Die Redundanz dieses Gefühls- und Gedankenkreislauf programmiert den Körper darauf, diesen Zustand ebenso im Unterbewusstsein abzuspeichern. Wir nennen das Gewohnheit.
Bei fünfundneunzig Prozent von dem, was einen Fündunddreißigjährigen ausmachte, handelt es sich um abgespeicherte Verhaltensweisen und gefühlmäßige Reaktionen und Glaubenssätze, die ebenso automatisch ablaufen, wie ein Computerprogramm. Wenn jemand etwas verändern will, stehen ihm also nur noch fünf Prozent seines Tagesbewusstseins zur Verfügung, mit denen er sich gegen fünfundneunzig Prozent unbewusst abgespeicherter Vorgaben stellt.
Wenn der Körper also zum
Unterbewusstsein geworden ist, ist eine Änderung nur möglich, wenn wir
größer als der Körper geworden sind. Wir müssen über die abgespeicherten
Gefühle, Abhängigkeiten und Verhaltensweisen hinauswachsen, welche uns
immer wieder auf dasselbe Ich zurückziehen. Von diesen Menschen habe ich
gelernt, dass wir in den „Fluss des Wandels“ steigen müssen. Das tun
wir dann, sobald wir uns unsere unbewussten Gedankengänge bewusstgemacht
haben. In diesem „Fluss des Wandels“ fühlen wir uns nicht mehr wie wir
selbst. Der zum Unterbewusstsein gewordene Körper sendet dann ein Signal
an das Gehirn, damit wir wieder zu demselben Gefühlszustand
zurückkehren, der uns seit zwanzig Jahren geläufig ist. Solange wir auf
diese Gedanken hören, bleiben uns immer nur die altbekannten
Möglichkeiten und in der Folge die vertrauten Verhaltensweisen.
Dieselben Verhaltensweisen bringen uns ihrerseits dieselben Erfahrungen
und diese bringen uns die vertrauten Gefühle und wir bilden uns dann
ein, dass wir auf dem richtigen Weg wären. Tatsache ist jedoch, dass es
uns lediglich vertraut vorkommt.
Wenn wir von alten Ich zum
neuen wechseln, kommt es zu einem biologischen, chemischen, genetischen
und neurologischen Absterben des alten Ichs. Das alte Ich, welche mit
einem Gefühl verknüpft ist, verwelkt biologisch. Nachdem wir uns nicht
mehr wie „wir selbst“ fühlen, sobald wir in den „Fluss des Wandels“
gestiegen sind, und eine Leere verspüren, füllen wir diese Leere am
besten aus, indem wir ein neues Ich erschaffen. Das bringt uns zum
dritten Punkt:
Der Mensch hat etwa 60.000 bis 70.000 Gedanken pro Tag. Neunzig Prozent dieser Gedanken haben wir auch am Vortag schon gedacht. Dieselben Gedanken führen aber immer wieder zu denselben Entscheidungen.
Dies bedeutet dieselben Verhaltensweisen, dieselben Erlebnisse, dieselben Gefühle und letztendlich dieselben Gedanken. Wir nennen das „Persönlichkeit“. Diese aktuelle Persönlichkeit erschafft die aktuelle Realität. Daraus ergibt sich:
Wenn Sie eine andere persönliche Realität erleben wollen, müssen Sie sich Gedanken darüber machen, wie Ihre Gedanken aussahen, und von nun an anders denken.
Sie müssten sich auch Ihre Gewohnheiten und Verhaltensweisen bewusstmachen.
Und Sie müssten sich die abgespeicherten Gefühle ansehen,
die Sie weiterhin an die Vergangenheit binden. Wir müssen also ein
anderer werden.
In der westlichen Welt werden die meisten
Menschen die meiste Zeit über von Stresshormonen gesteuert. Stress
bedeutet, dass der Körper nicht in der Homöostase ist. Der Körper
versucht, wieder in einen geordneten Zustand zurückzukehren.
Es gibt drei Arten von Stress,
Jedes Mal wird Ihr körperliches Gleichgewicht gestört. In der Natur können alle Organismen einen kurzzeitigen Stress ohne Weiteres verarbeiten. Wenn das Reh von einer Herde Kojoten gejagt wird, und es das Reh schafft, den Kojoten zu entkommen, grast es fünfzehn Minuten später wieder friedlich und der Stress ist vorbei. Bei Menschen ist das anders.
Wir Menschen können
lediglich über Gedanken Stressreaktionen auslösen.
Wir können uns
ein eingebildetes zukünftiges Ereignis in seinen schlimmsten Facetten
so ausmalen, dass in diesem Horrorszenario alles andere ausgeblendet
wird. Wir können unseren Körper lediglich über Gedanken aus dem
physiologischen Gleichgewicht bringen und der Körper glaubt dann, dass
er diese eingebildete Szene jetzt tatsächlich erlebt.
Langfristig sorgen
die Stressharmone also dafür, dass wir uns auf Krankheit zubewegen, da
kein Organismus über längere Zeit hinweg eine genetische
Notfallsituation aushalten kann.
Wir wissen also, dass wir
lediglich über Gedanken Stressreaktionen auslösen können. Und wir wissen
auch, dass Gene von Stesshormonen so dereguliert werden, dass Krankheit
entsteht. Daraus ergibt sich, dass uns unsere Gedanken krankmachen
können.
Wenn uns die Gedanken krankmachen können, können sie uns dann auch gesundmachen?
Die
Stresshormone geben dem Körper und dem Gehirn einen Energieschub und
werden zu einer Droge. Die betreffenden Menschen werden vom Adrenalin
und von den Stresshormonen abhängig und verwenden ihre Probleme und
Lebensumstände, um ihre gefühlsmäßige Abhängigkeit immer wieder zu
bestätigen. Sie gehen gedanklich immer wieder die problematischen
Situationen durch und bleiben auf diese Weise Abhängige ihrer eigenen
Gedanken.
Wenn Stesshormone als eine Art Narkotikum wirken und wir Stresshormone lediglich über Gedanken aktivieren können, können wir also von unseren eigenen Gedanken abhängig werden. Wenn diese Situation eingetroffen ist, und wir uns ändern wollen, d.h. sobald wir andere Gedanken haben, die nicht mehr die vertrauten chemischen Reaktionen auslösen, uns zum Beispiel jetzt nicht mehr sagen: „Ich bin unsicher“, wird sich der Körper an das Gehirn wenden und sich wundern, wieso gewisse Chemikalien ausbleiben. Der Körper wird dann Signale an das Gehirn senden.
Das ist der schwierigste Zeitpunkt, wenn wir an uns etwas
verändern wollen. Jetzt geht es darum, nicht mehr dieselben
Entscheidungen zu treffen wie am Vortag.
Die Geheilten hatten
verstanden, dass zwanzig Jahre andauernde Hassgefühle oder fünfzehn
Jahre lang bestehende Angst- und Unsicherheitsgefühle der Grund für ihre
Krankheit waren.
Solange wir Tag für Tag dieselben Gefühle
haben, erhalten wir keine neuen Informationen aus unserer Umwelt und
sprechen nach wie vor dieselben Gene an. Gefühle der Hoffnungslosigkeit,
Vorurteile, Depressionen und so weiter sind auf Stresshormone
zurückzuführen und solange wir unseren Körper weiterhin aus dem
Gleichgewicht bringen, wird dieses Ungleichgewicht zum neuen
Gleichgewicht und wir befinden uns auf dem Weg zu einer Krankheit. Diese
Leute merkten, dass sie das ändern mussten.
Wenn wir auf jemanden oder auf etwas in unserem Leben reagieren, findet immer eine Veränderung unseres chemischen Zustandes statt. Wenn wir damit nicht umgehen können und diese Veränderung stunden- oder gar tagelang weitergeht, nennen wir diesen Zustand „Stimmung“. Und wenn dieser Zustand monate- oder jahrelang weitergeht, sprechen wir von „Temperament“. Dauert dieser Zustand noch länger an, so nennen wir ihn „Charakterzug“.
Viele Menschen
stapeln ihre Gefühle Schicht um Schicht und glauben, dass sie als
Mensch so seien. Vor einiger Zeit las ich einen Fachartikel, in dem
stand, dass die Hälfte dessen, was wir über uns sagen, nicht stimmt. Wir
sind jetzt nicht mehr derselbe Mensch; wir erfinden Dinge.
Gerade
bei uns im Westen bereiten sich die meisten Menschen ständig auf das
Schlimmste vor und versuchen, ihre Zukunft auf der Grundlage der
Vergangenheit vorauszusehen. Wir lassen uns von unseren Stresshormonen
steuern und nehmen neue Chancen gar nicht wahr, weil wir uns nur nach
unseren Sinneseindrücken richten und materialistisch werden. Dann dreht
sich unsere gesamte Aufmerksamkeit nur um unseren Körper, unsere Umwelt
und um die Zeit.
Diese Geheilten mussten deshalb eine Krise durchmachen, in der sie ihre Aufmerksamkeit von den drei genannten Bereichen abzogen und sich tiefergehende Fragen stellten:
„Wer bin ich?“,
„Was muss ich verändern, damit ich glücklich sein kann?“,
„Wenn bewundere ich?“
„Wem möchte ich nacheifern?“
Diese Leute fingen
dann an, darüber nachzudenken, wer sie sein möchten. Und bereits dieser
Gedankenprozess setzte in ihrem Gehirn eine Veränderung in Gang.
Wenn Sie eine klare Absicht mit einem tiefen Gefühl verbinden, gelangen Sie in einen neuen Seinszustand!
Diese Spontangeheilten dachten von nun an
ständig daran, wer sie nicht mehr sein wollten und wer sie in Zukunft
sein wollten. Dies führte dazu, dass ihr Gehirn neue Sequenzen und neue
Kombinationen erzeugte und neue Verbindungen zu schaffen. Sie nahmen
sich etwas sehr Wichtiges vor: Sie sagen sich:
Ich werde diese Mediation erst beenden, wenn ich mich so fühle, wie der neue Mensch, der ich sein will!
Ein
Vorteil, den wir als Menschen haben, ist, dass wir etwas Ausgedachtes
äußerst real gestalten können. Wenn der Gedanke zum Erlebten wird,
öffnet sich das Herz und Körper fängt an zu glauben, dass er sich in
diesem ausgedachten Erlebnis befände. Diese Personen waren bereits im
Voraus dankbar für das geistig Vorgestellte und fühlten sich in das
Angestrebte hinein. Der Körper erhielt einen Vorgeschmack dessen, was
die Zukunft bringen würde.
Diese Menschen übten das jeden Tag aufs Neue
ein, sie streiften das Selbstsüchtige immer mehr ab und wurden immer
selbstloser. Sie bewegten sich von einem Überlebensmodus in einen
schöpferischen Zustand. Oft verloren sie das Zeitgefühl. Was sich in
ihren Vorstellungsbildern abspielte, wurde so real für sie, dass sie
manchmal meinten, sie hätten nur zwanzig Minuten meditiert, obwohl sie
über eine Stunde in diesem Zustand verbracht hatten.
Wenn
wir offene Fragen stellen, zum Beispiel: „Wie würde ich mich fühlen,
wenn ...?“, sieht sich das Frontalhirn verschiedene Neuronenverbindungen an und erstellt ein Bild. Dieses Bild nennen wir
„Absicht“.
Wenn wir dieses Vorstellungsbild völlig plastisch und real machen können, und uns davon inspirieren lassen, dann lebt der Körper nicht mehr in der Vergangenheit, sondern in der Zukunft. Auf diese Weise bewegten sich diese Leute jeden Tag in eine Stase und lebten sich in einen neuen Bewusstseinszustand hinein. Sie sahen sich als eine andere Persönlichkeit und eine andere Persönlichkeit erschafft eine andere Realität.
Die Frage, die Sie sich jetzt stellen werden, lautet: Wie geht man vor?
Diese Frage habe ich oft gehört, nachdem mein erstes
Buch erschienen war und nachdem mich die Leute in "What the Bleep Do We know?" gesehen
hatten.
Wir fingen deshalb an, Workshops abzuhalten. Doch nach
einem Jahr schien sich bei den Teilnehmern immer noch nichts bewegt zu haben.
Ich wusste nicht, woran das lag.
Nach etwa eineinhalb Jahren
kamen dann allmählich E-Mails herein. Die meisten davon fingen so an:
„Sie werden es nicht glauben, aber ...“.
„Zwanzig Jahre lang habe ich
meinen Vater gehasst und ich habe mich einfach entschlossen, nicht mehr
zu hassen“. In diesem Stil schrieben mir die Leute. Diese Leute mussten
diese Übungen nicht machen, sie führten sie konsequent durch, weil sie
es von sich aus wollten.
Wenn Sie absolut sicher sind, dass Ihre
Gedanken etwas mit Ihrer Realität zu haben, würden Sie dann einen Tag
ausfallen lassen?
Würden Sie dann einen Gedanken zulassen, den Sie nicht
erleben wollen?
Im Laufe der Zeit bildeten sich vier Stufen von
Workshops heraus. Eines Tages hielten wir einen solchen Workshop in
Seattle ab. Eine der Teilnehmerin war eine Dame mit MS, ihr elektrischer
Rollstuhl funktionierte nicht mehr und bei Abschluss dieses Workshops ging
sie ohne Hilfe von einer Seite des Saales zur anderen.
Ich war selbst völlig überrascht, denn jetzt wusste ich, dass wir in Echtzeit neue Gene auf eine neue Weise ansprachen. Wir können Gene als eine Art Bibliothek des Potenzials, Ersatzteillisten künftiger Möglichkeiten betrachten.
Wenn wir etwas Anderes tun, anders denken, etwas Anderes erleben, etwas
gefühlsmäßig anders wahrnehmen, ändern wir unseren genetischen Ausdruck,
und sobald wir neue Gene ansprechen und aktivieren, erzeugen diese Gene
neue Proteine. Diese geheilten Menschen haben also die Gene, die mit
ihrer Krankheit zu tun hatten, deaktiviert und durch ihre Meditationen
neue Gene aktiviert, was dazu führte, dass sich ihr Körper veränderte.
Da
ich auch wissenschaftlich veranlagt bin, konnte ich diese Phänomene
nicht übergehen. Ich interessierte mich noch stärker dafür, wie
Informationen zur Verwandlung führten. Jedes Mal, wenn wir etwas Neues
lernen, stellen wir im Gehirn neue Verbindungen her. Allerdings lösen
sich diese neuen Verbindungen innerhalb weniger Stunden oder Tage wieder
auf, wenn wir auf die Wiederholung verzichten. Wir brauchen also
Wiederholung und wir brauchen auch klare Anleitungen. Und sofern diese
Veränderungen in Echtzeit stattfinden, müssten wir sie doch in unseren
Seminaren auch messen können.
Im Februar 2015 führten wir in
Arizona unseren ersten Workshop für Fortgeschrittene durch. Unter
anderem waren auch Wissenschaftler und Ärzte aus Sankt Petersburg
anwesend. Ich wollte die Verwandlung messen. Wir maßen also das
Energiefeld im Saal. Zwar hörte ich immer wieder, dass die Energie so
großartig sei, aber ich wollte wissen, ob es physische Veränderungen im
Saal gab. Ich wollte das Energiefeld um die einzelnen Körper herum
messen, denn Emotionen sind ja nur Energie.
Wenn wir all das messen
könnten und wenn sich die Personen vier Tage lang konsequent aus ihrem
gewohnten Umfeld zurückziehen könnten, damit sie aufgrund der vertrauten
Verhältnisse nicht mehr daran erinnert würden, wer sie angeblich sind,
müssten wir Veränderungen sehen. Wir begannen den Workshop um 6.00 Uhr
morgen und hörten etwa zwischen 18.00 und 19.00 Uhr auf. Wir nahmen
erstaunliche Dinge auf und ich werde Ihnen dazu auch einige Bilder
zeigen.
Wenn Sie jeden Tag dieselben Leute sehen, dieselben Orte
aufsuchen und immer dasselbe machen, dann ist es Ihr äußeres Umfeld,
dass gewisse Schaltungen im Gehirn aktiviert, was dazu führt, dass sich
Ihre Gedanken weiterhin an dem orientieren, was Ihnen bereits bekannt
ist. Solange dies so weitergeht, erschafft Ihre Persönlichkeit weiterhin
die vertraute Realität und zwischen der Biologie und Ihrer Innenwelt
entsteht ein Wechselverhältnis.
Wenn Sie diesen Teufelskreis
verlassen wollen, müssen Sie größer als Ihre Umwelt sein. Sie müssen
über Ihre Lebensbedingungen hinauswachsen. Alle großen Persönlichkeiten
wussten dies. Sie brauchen eine Vision, ein Idealbild, einen Traum und
müssen anfangen, vom gewohnten Tun abzurücken.
Unsere
Workshopteilnehmer zogen sich also vier Tage lang aus ihrem gewohnten
Lebensumfeld zurück und kappten die altbekannten Reize. Wir konnten
danach erstaunliche Dinge messen: Es gab chronisch Kranke, die auf
einmal einen normalen Körper hatten; andere Leute hatten vormals seltene
genetische Störungen. Ich wollte wissen, ob wir diese Ergebnisse
reproduzieren könnten.
Im Juli 2015 führten wir dann einen
zweiten Workshop dieser Art durch. Bei dieser Gelegenheit trugen die
Teilnehmer rund um die Uhr Monitore und maßen die Herzkohärenz mit der
Gehirnkohärenz. Auch hierzu werde ich Ihnen Bilder zeigen. Wir stellten
über Stunden hinweg eine gleichbleibende Herzkohärenz fest.
Solange
wir von Stresshormonen gesteuert werden, versuchen wir ständig, das
Ergebnis zu erzwingen. Wir sind immer am Machen: Materie will Materie
verändern. Viele Menschen versuchen, das Gehirn über das Gehirn zu
verändern; sie wollen das Ego über das Ego ändern; sie versuchen, das
Programm durch das Programm zu ändern.
Damit es funktioniert, mussten diese Leute jedoch reines Bewusstsein werden; sie mussten über ihren Körper und auch über die Zeit hinauswachsen. Erst dann ist die Herrschaft über den Körper möglich. Erst dann organisiert sich das Gehirn auf natürliche Weise ...
Dieser Auszug entspricht etwa 1 Stunde aus einem Vortrag im Rahmen eines mehrtägigen Workshops.