Sie sind auf kein
bestimmtes Verhalten festgelegt!




Im Auf und Ab einer partnerschaftlichen Beziehung richten Auseinandersetzungen langfristig den größten Schaden an und ziehen massiv Punkte vom Beziehungskonto ab.

Bei einer Auseinandersetzung hat jeder der Partner eine andere Sicht eines bestimmten Themas und will sein Herzblatt davon überzeugen, dass jene(r) die Dinge völlig falsch sehe. Wenn kein gemeinsamer Nenner gefunden werden kann, fliegen rasch die Funken.

Dann sagt der eine oder die andere etwas, was beim Herzblatt eine emotionale Explosion auslöst.
Wenn es der andere mit derselben Münze heimzahlt, kann dies eine Konfliktspirale auslösen.

Für die Intimität in der Partnerschaft ist das gar nicht gut. Damit wird ein Felsbrocken in den Weg gestellt, der nicht selten länger den Weg zum Zueinanderfinden versperrt, als der eigentliche Knatsch gedauert hat. Sollte sich dieses Schauspiel wiederholen, stehen die Zeichen auf Sturm. Wenn die Beiden nicht wissen, wie sie sich von ihren verletzten Gefühlen und ihrem vergrabenen Groll wieder befreien können, ist der Anfang vom Ende eingeleitet. Die Partnerschaft stirbt eines nicht allzu fernen Tages ab.



In unserem E-Book „Wieder glücklich zusammen“ gehen wir auf diese Problematik an mehreren Stellen ein, zum Beispiel in Kapitel 44 „Lassen Sie das ewige Gezanke“ und in dem Kapitel 48 über die Abwärtsspirale und die Umkehrung in eine Aufwärtsspirale.




Diese Situation ist also durchaus lösbar.

Was geschieht beim Streiten?

Falls Sie jemals in eine hitzige Auseinandersetzung mit Ihrem Herzblatt geraten sind, wissen Sie aus eigener Erfahrung, wie schnell es gehen kann, bis Sie von Ihrer gefühlsmäßigen Reaktion übermannt werden. Wenn Sie aus Wut oder Ärger heraus reagieren, bedarf es nur eines kleinen Auslösers und schon ist etwas gesagt, das Ihr Herzblatt in die Defensive gehen lässt.

Was wie eine Mücke begann, hat sich im Nu zu einem Elefanten ausgewachsen. Dann hören wir zum Beispiel: „Der macht mich ganz verrückt“.

Die meisten glauben das. Aber eine solche Einstellung hat einen Haken: Damit geben Sie etwas sehr Wertvolles aus der Hand. Nämlich ...

Ihre eigene Entscheidungsfreiheit.

Was ist damit gemeint?

Nehmen wir ein krasses Beispiel. Ihr Herzblatt sagt Ihnen: „Ich empfinde rein gar nichts mehr für dich!“

Viktor Frankl war ein jüdischer Psychiater, der während des II. Weltkriegs von den Nazis in ein KZ gesteckt wurde. Frankl schrieb später, dass das Einzige, was ihm zum Überleben geholfen habe, gewesen sei, dass er selbst seine Geisteshaltung kontrollierte.

Sogar als er gefoltert wurde, konzentrierte Frankl sein Denken auf das gewünschte Endergebnis und löste sich geistig von dem momentanen Erlebnis.

In seinem zum Klassiker gewordenen Buch Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn beschreibt Frankl, wie der Mensch angesichts eines Ereignisses eine Entscheidungsfreiheit besitzt. Im Kern sagt Frankl aus, dass wir - egal, was auch geschehen mag - immer die Freiheit haben, über unsere Reaktion zu entscheiden.

Selbst wenn wir auf das eigentliche Ereignis keinen Einfluss haben, bleibt uns in jedem Fall immer eines: wie wir darauf reagieren. Über unsere Einstellung bestimmen wir selbst.

Bei einer Auseinandersetzung wird viel emotionaler Staub aufgewirbelt. Es entsteht Stress. Wir werden überempfindlich und nehmen sehr genau wahr, was unserer Meinung nach negativ oder kritisierend gemeint ist. Gerade in der Partnerschaft.

Wir hören dann Aussagen folgenden Stils: „Ich will ja souverän bleiben, aber sie treibt mich einfach auf die Palme.“

In Wirklichkeit kann Sie niemand „auf die Palme“ treiben. Sie haben eine Entscheidungsfreiheit.

Zwischen Auslöser und Reaktion gibt es ein bisschen Zeit.
In dieser Zeit fällt die Entscheidung.


In dieser Zeit können Sie sich dazu entscheiden, defensiv zu reagieren oder Sie können an Ihre Zukunft denken.
Wer ist an Ihrer Beziehung beteiligt? Sie selbst, Ihr Herzblatt, eventuell Ihre Kinder. Übernehmen Sie die Verantwortung für Ihr Handeln und reagieren Sie dementsprechend.

Es ist einfacher, ein Feuer zu löschen, wenn nur ein Streichholz brennt, als wenn wir es mit einem Waldbrand zu tun haben.

Ebenso ist es einfacher, die Harmonie in einer Partnerschaft aufrechtzuerhalten, wenn wir vor einer drohenden Auseinandersetzung das Gehirn einschalten statt nachher.

Wie lässt sich Schadensbegrenzung betreiben?

Wenn die Gefahr eines Streits über den Köpfen schwebt, könnten folgende Überlegungen helfen, die Gemüter zu beruhigen:
  • Sorgen Sie dafür, dass Sie zunächst verstehen, worum es überhaupt geht. Am besten stellen Sie hierzu wertfreie Fragen. Hören Sie aufmerksam zu. Das bedeutet, nicht nur auf das gesprochene Wort zu hören, sondern auch auf das, was dahintersteht.
    Beispiel:
    Sie fragen: „Willst du wirklich auf die Geburtstagsfeier gehen oder hast du bloß zugesagt, weil du dich gesellschaftlich verpflichtet fühlst?“

  • Wenn klar ist, dass Ihr Herzblatt und Sie völlig andere Ansichten zu einem bestimmten Thema haben, hilft Ihnen die Frage:

    „Will ich lieber glücklich sein oder Recht haben?“

    Der Klügere gibt nach. Das ist kein Pantoffelheldverhalten, denn Sie treffen eine bewusste Einscheidung, bei der Sie die Liebe und Harmonie über ein bestimmtes Einzelthema stellen.

  • Wenn Sie merken, dass Ihnen gleich der Kragen platzt, wirken ein paar tiefe Atemzüge Wunder. Damit „schinden“ Sie ein paar Augenblicke heraus, um erst nachzudenken und das Gesamtbild zu sehen.

  • Suchen Sie bei Ihrer Antwort immer einen gemeinsamen Nenner, achten Sie auch auf Ihren Tonfall und Ihre Stimme. Sie könnten zum Beispiel sagen: „Ich weiß, dass das Sozialleben auch nicht zu kurz kommen darf, aber ich muss dieses Projekt jetzt fertigstellen und würde mich auf dieser Feier nicht wohlfühlen“.

    Lieber zweimal nachdenken als einmal verärgert reagieren!