Wenn das Element der Zusammengehörigkeit in der Partnerschaft fehlt, wird die Beziehung stressig und anstrengend. Der Mensch braucht das Gefühl der Zugehörigkeit. Wenn ihm dies abgeht, sucht er verzweifelt nach Aufmerksamkeit, und er leidet seelisch.
Je länger dieser Zustand des Zugehörigkeits- und Zusammengehörigkeitsdefizits anhält, umso weiter geht es mit der Beziehung bergab. Dann stellt sich ein Gefühl der inneren Distanz ein, welches sich alsbald in Verachtung und Geringschätzung äußerst.
Der Weg zurück führt über den Aufbau eines Wir-Gefühls.
Das Problem dabei:
Wahrscheinlich sind Sie ein bisschen außer Übung. Vielleicht spielen auch Wut, Ärger oder seelische Verletztheit herein. Eventuell sagen Sie sich jetzt auch: „Warum soll immer ich auf den Anderen/die Andere zugehen?“
Nun, Sie lesen jetzt diese Zeilen. Wenn Sie das Thema nicht interessierte, würden Sie dies nicht tun. Sie befinden sich also wahrscheinlich an einem Punkt, an dem Ihnen an einer Verbesserung des Wir-Gefühls gelegen ist. Wenn Sie mit gutem Beispiel vorangehen, wird Ihr Herzblatt nachziehen.
Lassen Sie sich also nicht von falschem Stolz leiten! Arbeiten Sie an der Wiederherstellung des Wir-Gefühls; werden Sie aktiv!
Werden Sie zu
einer besseren Version von sich selbst! Jeder von uns hat seine Macken,
seine Ecken und Kanten, welche abgeschliffen werden sollten, oder
verbesserungsbedürftigen Launen und Schwachpunkte.
Wer sich
herausredet und sagt: „So bin ich eben!“, hat seine
Persönlichkeitsentwicklung aufs Abstellgleis gestellt. Das ist
Stillstand. Besonders attraktiv ist das nicht.
Persönlichkeitsentwicklung
ist heute leichter denn je. Es gibt Bücher, E-Books, Seminare oder
einfach nur YouTube. Wer suchet, der findet!
Wir
haben nun gesehen, dass Liebesbeziehungen auseinandergehen, weil kein
Wir-Gefühl mehr vorhanden ist, und weil ein Entwicklungsstillstand
eingetreten ist. Ein weiterer Grund aber ist, dass die Partner
schlichtweg nicht wissen, wohin sie wollen. Es mangelt an der
Perspektive.
Wie sollte Ihre ideale Partnerschaft aussehen?
Wie würden Sie sich fühlen, wenn es jetzt bereits so wäre?
Lesen
Sie über diese Fragen bitte nicht einfach hinweg. Machen Sie sich
wirklich Gedanken, und fühlen Sie sich in den Endzustand hinein!
Im
Kino und in Spielfilmen hören die Filme meistens beim „Happy End“ auf.
Das ist äußerst realitätsfremd. Das Zusammenkommen ist noch lange kein
„glückliches Ende“, es ist erst der Anfang. Da die meisten Paare nichts
von der Dynamik von des Zusammenkommen und Zusammenbleibens, von den
verschiedenen Entwicklungsphasen und den Voraussetzungen für eine
erfüllte Partnerschaft wissen, bilden sie sich ein, dass ausgerechnet
bei ihnen von nun an alles von selbst laufen würde. Sie sind Sklaven
ihrer Hormone, und haben sich nie mit den emotionellen Bedürfnissen –
den eigenen und denen des Herzblatts – beschäftigt oder auch nur
Basiskenntnisse über das, was eine tragfähige Partnerschaft ausmacht.
Das
ist etwa so, als würden sie mit einem Navi-System auf Reisen geschickt,
ohne dass man vorher ein Ziel in dieses GPS-System eingegeben hätte.
Also irren sie ziellos umher, und werden ihr Ziel wohl niemals finden.
Falls sie über Umwege zufällig dennoch dort ankommen sollten, war es mit
Sicherheit nicht der kürzeste Weg.
Das Ziel ist ein Wir, ein Miteinander. Zwei Menschen, die ein gemeinsames Wir bilden, und sich lieben, bleiben zusammen – allen äußeren Differenzen zum Trotz. Ohne das Gefühl der Zusammengehörigkeit kann eine Beziehung nicht überleben. Zwar reicht dieses Gefühl an sich noch nicht aus, es ist aber der Klebstoff, der die Partner zusammenhält.
Doch wer weiß das schon?
Am Anfang der Beziehung gibt es ein „Du“ und ein „Ich“. Wenn den Partnern nicht klar ist, dass das Ziel ein „Wir“ ist, kommt es zu einem „Du gegen mich“. Von da an geht es bergab, weil es die Beiden schlichtweg nicht besser wissen.
Gemeinsame Interessen, Kompatibilität, ein gemeinsames Weltbild, politische oder religiöse Anschauungen, Charaktereigenschaften, Persönlichkeitstypen, Standesunterschiede … spielt all das keine Rolle?
Es gibt viele Paare, welche in den vorgenannten Bereichen keine Übereinstimmung haben. Und dennoch sind sie glücklich miteinander, weil …
sie ein starkes Wir-Gefühl haben!
Das ist ein menschliches Grundbedürfnis – ein leider oftmals unterschätztes oder nicht verstandenes Grundbedürfnis. Wem dieses Zugehörigkeitsgefühl fehlt, wird es andernorts suchen, vielleicht am Arbeitsplatz, vielleicht im Sportverein, vielleicht bei einer Freizeitbeschäftigung – oder bei einem anderen Menschen.
Wahrscheinlich hat auch Ihre Beziehung so angefangen. Ihr jetziges Herzblatt hat etwas in Ihnen ausgelöst, was andere Menschen – Freunde oder Bekannte – nicht auslösten. Und Sie haben etwas getan, was von diesem anderen Menschen erwidert wurde. Mit etwas Glück haben Sie vielleicht sogar die „Liebessprache“ des anderen Menschen gesprochen.
Nach einem Buch von Gary Chapman gibt es nur fünf Sprachen der Liebe:
1. Berührungen
2. Hilfreiche Gesten
3. Geschenke
4. Worte und …
5. lesen Sie’s einfach selbst
Nach und nach haben Sie sich immer besser kennengelernt. Sie haben Dinge unternommen, geredet und sind sich immer nähergekommen.
Es ging nicht zwangsläufig um gemeinsame Interessen; vielmehr ging es um ein Miteinander. Das führte zu einer Vertiefung der Gefühle, des Vertrauens und des Wunsches, zusammen zu sein.
Wenn ein Paar auseinandergeht, findet genau das Gegenteil statt.
Dass ein Zusammengehörigkeitsgefühl zwischen Eltern und Kindern von zentraler Bedeutung für die seelische Gesundheit und Überlebensfähigkeit von Kindern ist, ist bereits seit Langem bekannt; dass es aber auch zwischen den Partnern eine zentrale Rolle spiel, ist vielen Erwachsenen noch nicht bewusst.
In der Liebesbeziehung geht es um mehr als ums bloße Überleben. Wir suchen heute keine Jäger und Sammler mehr, damit unser Überleben gesichert ist. Wir wollen mehr: wir wünschen uns einen Lebensgefährten, mit dem wir uns tief verbunden fühlen.
Und genau daran mangelt es heute in vielen Beziehungen. Die Menschen haben vielleicht einen Trauschein, aber sie leiden unter dem Mangel an Zusammengehörigkeit.
Diese Zusammengehörigkeit umspannt drei – möglichst ausgewogene - Hauptbereiche:
- körperlich
- gefühlsmäßig
- seelisch.
Alle drei Bereiche sind notwendig.
1. An einem Gefühl der Distanz. Wir „spielen nicht in derselben Liga“. Wir spüren, dass „etwas fehlt“.
Auch
in gesunden Beziehungen kann so etwas bisweilen auftreten, aber in
einer tragfähigen Partnerschaft renkt sich dies wieder ein.
2.
An mangelndem Interesse. Einer der Partner verliert schlichtweg das
Interesse an einem Wir-Gefühl. Er oder sie beteiligt sich nicht mehr an
bisherigen gemeinsamen Aktivitäten oder unterstützt die andere Seite
nicht mehr. Freizeitbeschäftigungen oder Interessen der einen Seite
werden auf einmal als Bedrohung empfunden.
3. An
Vernachlässigung. Auf einmal macht jeder nur noch „sein eigenes Ding“.
Es spricht nichts dagegen, dass jeder auch eigene Interessen pflegt,
aber sobald es einem der Beiden egal geworden ist, wie sich seine
Vorlieben auf den Anderen auswirken, ist dies ein klares Warnsignal.
4.
An Missachtung. Die Gefühle des Anderen sind wurscht geworden. Der/die
Andere wird angeschnauzt oder kritisiert, die Bemerkungen sind
schnippisch geworden, und an gemeinsamen Lösungen besteht kein Interesse
mehr.
5. An Enttäuschungen. Einer oder auch Beide haben aufgegeben, und „schuld“ ist ausschließlich der Andere.
6.
An Abneigung. An diesem Punkt kann ja durchaus noch ein Rest an
Sympathie vorhanden sein, aber man sieht immer häufiger die negativen
Eigenschaften des Anderen. Diese waren zwar auch vorher schon vorhanden,
wurden aber durch die positiven „Einzahlungen“ auf das Beziehungskonto
aufgewogen.
7. An Verachtung. Nach den Erkenntnissen des
Beziehungswissenschaftlers John Gottman ist die Verachtung eines der
fünf Verhaltensmuster, welche die Beziehung am meisten gefährden. (Die
übrigen lauten „Kritik“, „Verteidigung“, „Rückzug/Mauern“ und
„Machtdemonstration“). Sobald Antipathie mit Ressentiments und Ärger
vermischt werden, entsteht Verachtung. Falls die Beziehung dann nicht
ohnedies aus ist, ist zumindest eine sehr ernsthafte Krise eingetreten.