by Lucy Schneider
(Wiesbaden)
Mit großem Interesse habe ich das E-Book "Erfolgswissen für Fortgeschrittene" gelesen und werde es mir sicherlich immer wieder zu Gemüte führen, vor allem, um mich immer wieder daran zu erinnern, dass mein wahres "Ich" mehr ist als nur das kleine Menschlein, das sich wegen noch zu bezahlender Rechnungen sorgt und ab und zu auch eine "Downphase" durchmacht.
Was bei der Formulierung von Affirmationen beachtet werden sollte, wird in diesem E-Book anhand von 11 Punkten erläutert - und genau hier möchte ich "einhaken".
Wenngleich ich grundsätzlich mit den dargestellten Hinweisen einverstanden bin, wird - meines Erachtens - ein Punkt nicht genügend herausgestellt oder erschließt sich nur dem wirklich aufmerksamen Leser, nämlich folgender:
Es leuchtet mir ein, dass Zielanweisungen umso stärker ins Unterbewusstsein gelangen, je öfter sie wiederholt werden. Dass dies mit einem Gefühl der Identifikation zu geschehen hat und ich mich selbst mental in die Situation einzubringen habe, ich mir auch klar.
Aber nach meiner Erfahrung ist es nicht zwingend erforderlich, dass alle Affirmationen "positiv" formuliert sein müssen und ich bin nicht der Auffassung, dass das Unterbewusstsein Verneinungen generell nicht verstünde. Wäre dem so wäre, dann hätten negative "Prägungen", wie wir sie wohl alle in unserer Kindheit erfahren haben, ja nur positive Auswirkungen.
Ich darf erläutern:
Bei einer Aussage wie "Du taugst zu gar nichts" oder "Das ist nichts für dich", müsste - folgte man dieser Sichtweise - das Unterbewusstsein dann ja die Verneinung wegfiltern und es würde "Das ist (gut) für dich" daraus.
Jeder weiß, dass dem nicht so ist und dass solche Schelte in der Kindheit durchaus ihren langfristigen Schaden anrichten können.
Ich habe mittlerweile gelernt, dass es sehr darauf ankommt, welches Fragment in einer Aussage gefühlsbetont aufgenommen wird. Ich war mal auf einem Vortrag eines bekannten deutschen Autors (mit den Kürzeln N.E.) und als er unter anderem die Affirmation "ich bin nicht krank" erwähnte, sträubte sich damals bei mir alles dagegen. Dieser Herr müsse doch wissen, dass es wesentlich wirksamer sei, "Ich bin völlig gesund" zu sagen.
So dachte ich damals. Mittlerweile weiß ich es besser. Es macht einen großen Unterschied, ob ich „ich bin NICHT krank“ oder „ich bin nicht KRANK“ affirmiere.
Ich selbst hatte monatelang mit Rückenproblemen zu tun und bin von einem „Spezialisten“ zum anderen weitergereicht worden: Fango, Massagen, Streckungen – alles Mögliche. Während ich mich mit Schmerzen die Treppengeländer hochzog, affirmierte ich Dinge wie „Mein Körper ist ein Tempel vollkommener Gesundheit“ – doch geholfen hat es nichts. Das war viel zu abstrakt für mein Unterbewusstsein.
Zwar weiß ich mittlerweile auch, dass man sich solche Manifestationen bewusst anschauen muss und rückblickend war auch diese Krankheit ein Segen, doch das ist wieder ein Thema für sich.
Obwohl diese genannte Krankheit letztendlich operativ behandelt wurde, sagte man mir seinerzeit, dass ich von nun an nie mehr etwas „Schweres“ heben und auch nie mehr Skifahren dürfe, weil es sonst zu Knochenabreibungen käme.
Dennoch bin ich seither völlig gesund.
Meine Affirmationen haben sich nämlich mittlerweile geändert – und damit auch meine Lebensführung und Ergebnisse.
Darauf möchte in diesem Kommentar eingehen; nicht etwa als „Kritik“ an dem obigen E-Book, sondern eher als überlegenswerte Ergänzung.
Jetzt gehe ich so vor: Zuerst überlege ich mir, wie der ideale Endzustand aussehen soll.
Sobald ich ein gutes Gefühl bei diesem geistigen Idealzustand habe, verfasse ich eine kurze Beschreibung dieses Soll-Zustands. Dabei schreibe ich so „wie mir der Schnabel gewachsen ist“, also nichts von „unendlicher Fülle“ oder „durch mein Leben fließendem Wohlstand“, denn so würde ich im Alltag auch nicht sprechen.
Die endgültige Affirmation, welche ich dann verwende, halte ich so kurz und knapp wie möglich. Ich weiß, dass es auch zu diesem Punkt die unterschiedlichsten Auffassungen gibt, aber zumindest in meinem Fall funktioniert ein kurzer gefühlsbetonter und beinahe musikalisch klingender „Slogan“ am besten.
Und dass sich die endgültige Zielanweisung „negativ“ anhört, hat mir – meines Wissens – in keiner Weise geschadet. Eine Aussage wie „ich lasse mich nicht unter Druck setzen“ hört sich durchaus „negativ“ an – aber sie wirkt genauso – oder besser – als eine umständlich ins Positive verkehrte Aussage dessen, was hiermit gemeint ist.
Was zählt, ist das Endergebnis. Ich will hier keinen „Roman“ hierlassen (bin aber auf jeden Fall dankbar für die Möglichkeit, dass man auf diesen Seite eigene Beiträge einstellen kann), mein Fazit ist:
Wenn die Affirmation hundertprozentig zu dem betreffenden Menschen passt, sich für ihn gut anfühlt und möglichst knapp gehalten ist, ist sie in Ordnung, unabhängig davon, ob sie gramatikalisch gesehen „positiv“ oder „negativ“ formuliert ist.
Die positivste Selbstsuggestion nützt nichts, solange die betreffende Person nicht daran glaubt (davon überzeugt ist) oder ein „komisches Gefühl“ dabei hat.