by Dr. Silke Riemenschneider
(Berlin)
Ich freue mich sehr über die jetzt neu gebotene Möglickeit, einzelne Artikel kommentieren zu können! Nun befasst sich dieser Beitrag mit einem religiösen Thema und schon Oma wusste "Halte dich aus Politik und Religion heraus, dann verdirbst du es dir mit niemanden!"
Ich bin bereits seit über einem Jahr regelmãßige und begeisterte Leserin Ihrer Homepage und bin zu dem Eindruck gelangt, dass es sich hier um alles andere als eine konfessionelle Site handelt. Immerhin besprechen Sie an anderer Stelle ja auch Bücher aus anderen religiösen Richtungen.
Wenn Sie mir gestatten, möchte ich kein weiteres Bibelzitat anführen- und ich hoffe, Sie lehnen mir diesen Beitrag nicht wegen "Themaverfehlung" ab -, obgleich in der Bibel auch noch weitere kosmische Gesetze angesprochen werden, allen voran das Gesetz der Dankbarkeit. Ich möchte vielmehr auf die verschiedenen Entwicklungsphasen der Menschheit eingehen dürfen, welche auch ein Licht auf die Einstellung des Menschen zum Thema Religion werfen.
In großen und ganzen können wir von vier Stadien sprechen:
Präkonventionell - konventionell- postkonventionell und transzendent (oder "integral").
Das Interessante daran ist, dass der Mensch unabhängig davon, worum es geht oder aufgrund welcher Erfahrungen er sich ein Urteil gebildet hat, immer nur aus der Warte seines jeweiligen Entwicklungsstandes kommentieren kann. Auf jeder Stufe werden die Dinge anders gesehen, und in den Bereichen Politik und Religion ist dies besonders ausgeprägt.
Im präkonventionelen Entwicklungsstadium wird der Mensch die Religion aus dieser Perspektive sehen. Das ist eine Art prärationale Sicht, d.h. Vernunft und Logik werden in diesem Stadium nicht herangezogen, um Ideen oder Situationen zu bewerten. Bezogen auf das Christentum, würde ein Mensch in dieser Entwicklungsstufe also vor allem die Wundertätigkeit Jesu, seine jungfräuliche Geburt, die Auferstehung, das Konzept des Himmels als Ort im Blickfeld haben.
Dasselbe gilt natürlich auch für alle anderen Religionen. Ein präkonventionell denkender Mensch sieht dies Sache ziemlich verklärt. So ist der Hinduismus zum Beispiel voll von Wundergeschichten, die sich in keiner Weise mit den bekannten naturwissenschaftlichen Gesetzen decken, der gläubige Hindu ist davon jedoch felsenfest überzeugt.
Die nächste Stufe wäre die konventionelle Entwicklungsphase. In dieser Phase tendiert der Mensch zu einer Schwarz-Weiß-Malerei, nach dem Motto: Wir haben die Wahrheit gepachtet, ihr nicht. Entweder glaubst du das auch oder du tust es nicht. Die Vernunft wird zwar zu Rate gezogen und das Mystische hat weniger Gewicht, aber im Grunde heißt es "wir hier, ihr dort".
Wenn sich ein Mensch in dieser Entwicklungssstufe frei für eine Religion entscheiden könnte - was meist ja nicht der Fall ist, weil man in eine Religion hineingeboren wird - würde er sich wahrscheinlich die religiösen Vorstellungen herauspicken, die ihm am meisten einleuchten.
In der nächsten - postkonventionalen- Stufe, hat der Mensch das Schwarz-Weiß-Denken hinter sich gelassen. Ein solcher Mensch begreift die Welt als etwas Komplexes, Mehrdimensionales und weiß, dass eine Schwarz-Weiß-Sicht die Vielgestaltigkeit der Dinge nicht unter einen Hut bringen kann. Er weiß auch, dass mit Vernunft und linearem Denken alleine nichts alles erklärt werden kann. In dieser Phase neigt der Mensch dazu, mehr die Gemeinsamkeiten als die trennenden Elemente der Religionen zu erkennen.
Ein Christ würde hier zum Beispiel Jesus als Beispiel für das Bewusstsein sehen, zu dem die Menschheit fähig ist, wohingegen ein konventioneller Christ Jesus eher als die große Ausnahme betrachten würde.
Als letztes lässt sich die Religion aus transzendentaler Sicht sehen. Hier kommen solche Dinge wie Erleuchtung ins Spiel, wo man auf die Realität hinter allen anderen Wirklichkeiten blickt, auf die Einheit, das Feld aller Möglicheiten. Ein Beispiel hierfür wäre Meister Eckhart. Auf der transzendentalen Stufe betreibt der Mensch Innenschau und widmet sich der Spiritualität, um selbst herauszufinden, worum es überhaupt geht.
Sicherlich hat eine jede Religion ihre Dogmen und ich halte diese auch nicht grundsätzlich für verkehrt (auch wenn ich persönlich auch nicht gerade begeistert davon bin). Meine bescheidene Anregung ist, sich selbst mit diesen Dingen auseinanderzusetzen. Ich selbst habe als Zwanzigjährige alles Religiöse als Unfug abgelehnt und bin jetzt, circa 30 Jahre später, gläubiger denn je, weil ich nicht nur blind einem Dogma gefolgt bin, sondern über meine Innenschau selbst die Antworten gefunden habe. Und nur dort sind sie meiner Meinung nach zu finden.
Ich danke für die Möglichkeit, mein Scherflein zu dieser hervorragenden Seite beizutragen!
Comments for Es haengt alles von der Entwicklungsstufe ab
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